Hallo ihr Lieben,
nach langer Zeit ohne Eintrag melden wir uns zurück. Nach unserem Traumurlaub auf Fiji sind wir nun in Neuseeland. Die letzten zwei Wochen haben wir in Auckland, der einzigen Millionenstadt Neuseelands, verbracht. Hier gab es Einiges zu organisieren. Weil wir die nächsten paar Monate in Neuseeland nicht nur reisen, sondern auch arbeiten wollen, brauchen wir hier eine Steuernummer und ein Bankkonto. Auf das Bankkonto mussten wir etwas warten, da sich die Eröffnung durch einen Feiertag und ein Wochenende ein wenig verzögerte. Wir haben erfahren, dass nur in der einen Filiale (alleine in der Straße gab es drei) rund 50 Konten pro Woche eröffnet werden. Ein Großteil davon nur für Backpacker. Für die Beantragung der Steuernummer brauchten wir wiederum das Konto, also hat sich alles verzögert.
Natürlich möchten wir auch ein Auto kaufen, mit dem wir das Land entdecken können. Ein Van sollte es sein, in dem wir schlafen und kochen können. Dadurch sind wir unabhängig, müssen nicht immer wieder ein neues Hostel suchen und können uns die schönsten Campingplätze aussuchen. Leider erweist sich der Auto-Kauf schwieriger als gedacht. Es wird ziemlich viel Schrott angeboten, und das auch noch zu überteuerten Preisen. Der Gebrauchtwagenmarkt boomt hier sehr. Neuseeland ist halt ein beliebtes Backpacker-Land. Dementsprechend wollen viele junge Leute ein Auto kaufen und verkaufen. So findet man überall in den Hostels Aushänge oder trifft Jemanden, der Jemanden kennt, der ein Auto zu verkaufen hat oder Kontakte vermitteln kann. Dazu kommt noch das Internet mit unzähligen Angeboten. Samstags und sonntags findet hier in Auckland immer ein Automarkt statt, auf dem Händler und Privatpersonen ihre Autos anbieten. Dafür wird ein großer Parkplatz einer Pferderennbahn genutzt. So haben wir schon zig Autos gesehen, wirklich überzeugt hat uns aber noch keins. Schließlich wollen wir auch einen zuverlässigen Begleiter für die Zeit hier, ohne Motorschäden oder sonstige Probleme. Teils ist das „Bett“ im Auto nur mit irgendwelchen Holzlatten zusammen genagelt worden und das ganze Auto schaut aus, als würde es nicht die nächsten 100 km schaffen. Ein bisschen Behaglichkeit sollte dann schon aufkommen. Also suchen wir weiter 🙂
Auckland selber ist zugegebenermaßen nicht gerade unsere Traumstadt. Mit über 1,4 Mio Einwohnern ist sie wie die meisten Großstädte sehr laut, trubelig und anstrengend. Das Hostel bot uns auch nicht gerade eine Insel der Ruhe. Neben uns wohnte ein sehr interessanter Zeitgenosse. Den ganzen Tag lief irgendwelche Muezzin-Musik. Morgens um fünf probierte er sich dann selber mal am Gesang, was er unserer Meinung nach besser mal gelassen hätte. Wir haben uns ein bisschen gefühlt, als ob wir in einer Moschee wohnen würden. Seine Fenster waren dazu meist auch noch offen und so hat er nicht nur uns, sondern das gesamte Hostel genervt. Einer ist einfach mal zu seinem Zimmer und hat die Fenster von außen geschlossen. Der Typ lag bei lauter Musik angezogen auf dem Bett und hat geschlafen. Was er so genommen hat, kann sich ja Jeder selber ausmalen.
Abseits von der coolen Musik, Autosuche und Co. haben wir auch ein bisschen die Stadt erkundet. Da Auckland auf 50 inaktiven Vulkanen gebaut ist, ist es hier extrem bergig (und andere Städte sagen von sich, sie seien mutig, weil sie am Fuß eines Vulkans gebaut sind 😛 ). Von fast jedem Hügel hat man eine sehr schöne Sicht (wenn das Wetter mitspielt). Es gibt einige schöne Parkanlagen hier. Da kann man mal für eine Weile dem Stadt-Lärm entkommen und ein bisschen Grün um sich rum genießen.
Museen sind hier viele kostenlos. Das haben wir an einem verregneten Tag ausgenutzt und ein Kunstmuseum besucht. Das Klima ist hier ähnlich wie in Deutschland, nur Jahreszeiten-verkehrt. Und wechselhafter. Nicht umsonst sagt man hier, an einem Tag hat man vier Jahreszeiten auf einmal. Da kann es schon mal den ganzen Tag wie aus Kübeln schütten und abends scheint die Sonne, als wäre nichts gewesen und der Himmel würde sich für den verregneten Tag entschuldigen. Unser Tipp für potenzielle Neuseeland-Reisende: Immer Sonnencreme, Sonnenbrille, Regenjacke und einen Schal bei sich haben. Wir haben alles an einem Tag gebraucht 😉 Dazu ist die UV-Einstrahlung nicht zu unterschätzen. Auch Kiwis (also die Bewohner Neuseelands, nicht die Vögel 😉 ) laufen hier immer eingecremt rum, weil die Hautkrebs-Gefahr so hoch ist. Auch, wenn der Himmel wolkenverhangen ist.
Mit einer Deutschen, die wir hier im Hostel kennengelernt haben, sind wir einen Tag an den Mission Bay gefahren. Das ist ein schöner Strand in der Nähe, an dem sich bei schönem Wetter Einheimische und Besucher tummeln, Volleyball spielen und entspannen. Zu unserem Glück fand gerade an dem Tag ein Künstler-/Handwerkermarkt statt, wo wir schöne Handarbeiten und nette Kleinigkeiten bewundern konnten.
Eine Attraktion hier ist der One Tree Hill. Den Namen trägt der 183 m hohe Berg, weil dort einst nur ein einziger Baum stand. Dieser diente der Orientierung. Durch Auseinandersetzungen zwischen europäischen Siedlern und einheimischen Maori wurde der Baum mehrfach so stark beschädigt, dass er im Jahr 2000 schließlich gefällt werden musste. Als Erinnerung an diesen eins wichtigen Baum wurde auf dem Berg ein Obelisk errichtet, der noch heute so zu besichtigen ist. Hier auf dem One Tree Hill gab es für uns auch die erste Begegnung mit Schafen in Neuseeland, die es hier sehr häufig gibt. Die Schafe liefen einfach so durch die Gegend und um uns herum.
Der zweite große Hügel ist der Mount Eden, ein inaktiver Vulkan und die höchste natürliche Erhebung Aucklands. Der Ausblick ist dementsprechend unglaublich. Oben steht man am Rand eines Kraters, den man nicht betreten darf. Natürlich gibt es trotzdem immer ein paar besonders „Mutige“, die meinen, sie müssten am Rand des Kraters laufen. Meist sind es in großen Gruppen auftretende und umherwuselnde Artgenossen. Auf einer Aussichtsplattform gab es eine Scheibe mit vielen Städtenamen und den dazugehörigen Entfernungen. Auf der Suche nach Berlin blieben wir an einer total blank geriebenen Stelle hängen. Der Blick fiel auf „Moscow“. In dem Moment, in dem wir uns darüber wunderten, wie viele Russen es nach Auckland zu verschlagen scheint, kam von der Seite ein: „Ooooooooh Beijing!!!“ Eine Hand rutschte über „Moscow“, blieb genau darunter auf „Beijing“ hängen und polierte die Schrift. Mit einem Mal waren wir umringt von unseren mutigen Kraterläufern, die sich auf die Scheibe stürzten wie Mücken, wenn Lenny sich nicht eingesprayt hat 😉
Uns geht’s sonst sehr gut, bis auf eine leichte Erkältung, die sich Lenny wohl wegen des wechselhaften Wetters eingefangen hat. Wir fallen beim Einkaufen immer mal wieder in Ohnmacht, weil selbst eine klitzekleine Paprika 1,25 Euro kostet. Von den Preisen für eine Zucchini oder Aubergine wollen wir gar nicht erst reden. Auch Fleisch und Alkohol gehören hier für uns Europäer zu den sehr teuren Artikeln. Die Milch hier ist besonders gut. Die Neuseeländer haben viele Kühe und somit auch viel Milch. Anstatt diese aber wie bei uns frisch in den Supermarkt zu stellen, wird die Milch zu Pulver verarbeitet und dann mit Wasser wieder aufgelöst. „Richtige“ frische Milch gibt es auch, ist aber sehr teuer und viel seltener. Selbst wenn man sich hier ungesund von einer Pizza ernähren wollen würde, kostet eine Tiefkühl-Pizza drei bis fünf Euro. Die Größe ist dann aber nicht alá Family-Pizza.
Unser Konto haben wir nun, die Steuernummer ist beantragt und wir warten auf ein Auto zum Anschauen. Um dem Großstadttrubel zu entkommen, haben wir uns deshalb entschieden, die nächsten fünf Tage eine Auszeit zu nehmen und auf die 30 Minuten entfernt liegende Insel Waikeke zu fahren. Dort entspannen wir ein bisschen, um dann mit frisch aufgeladenen Batterien zurückzukommen. Auch wenn wir zwischenzeitlich etwas deprimiert waren, was unseren Start in Auckland angeht, so freuen wir uns doch sehr auf das Neuseeland, wie wir es uns vorstellen.
Wir melden uns wieder 🙂
Grüße vom anderen Ende der Welt
Lenny & Franzi