Hey ihr Lieben,
so hier kommt Teil 2 unserer Reise durch die Northlands 🙂
Stehen geblieben waren wir ja beim Cape Reinga, dem nördlichsten Punkt Neuseelands. Dort sind wir nach einer Nacht am See kurz unter dem Kap hochgefahren. Man fährt knapp 100 km eine (für neuseeländische Verhältnisse ;P ) gerade Strecke, die einzige Straße, die dorthin führt. Die Strecke ist, wie könnte es anders sein, auch sehr schön. Oben angekommen fühlten wir uns ein bisschen wie am Ende der Welt. Hier treffen das Tasmanische Meer und der Pazifik aufeinander. Sowas haben wir vorher noch nie gesehen, die Wellen prallen aus zwei unterschiedlichen Richtungen gegeneinander – sehr faszinierend. Die Klippen sehen gigantisch aus und man hat das Gefühl, unter einem und vor einem existiert nur noch das Meer. Tut es ja auch, zumindest für knapp 2.000 km in Richtung Norden, bis dann irgendwann die Fiji-Inseln kommen 😉
Ach ja und das haben wir auch noch keinem erzählt, wir haben einen Abstecher in die Sahara gemacht 🙂 Gigantische Sanddünen, auf denen man rumlaufen oder mit dem Surfbrett runter fahren kann. Schon ein skurriles Bild – dichter grüner Wald neben Wüste und direkt dahinter das Meer, alles auf einen Blick. Willkommen in Neuseeland! 🙂
Nach dem Cape Reinga haben wir auf einem Campingplatz direkt am 90 Miles Beach übernachtet. Das ist mit einer der berühmtesten Strände der Nordinsel und ein beliebter Ort für Surfer und Leute wie uns, die gern mal mit dem Auto auf dem Sand fahren wollen. Mit unserem Dude kein Problem 😉 Und nein, er ist nicht 90 Meilen lang, sondern ca. 90 km – „90 Miles“ klingt anscheinend einfach nur besser 😉
Nachdem wir also am nördlichsten Punkt der Insel waren, ging es weiter an der Westküste wieder Richtung Süden. Hier haben wir den Weihnachtsmann persönlich getroffen 😉 Während der Sommermonate, bevor es auf Weihnachten zugeht und er alle Hände voll zu tun hat, bastelt er Puzzels und Quiz-Spiele. Kinderspiel? Oh nein, das dachten wir auch – aber weit gefehlt! Wir durften ein paar knifflige Knobelspiele ausprobieren und sind teilweise wirklich verzweifelt, während er lächelnd auf seinem Stuhl gesessen und gegrinst hat. Einfacher war da schon das Labyrinth, das er selbst im Garten gebaut hat. Dort haben wir seine versteckten Buchstaben gesucht und daraus einen Satz gebastelt – als Preis gabs einen Lolli 🙂 Ursprünglich kommt der Weihnachtsmann, den wir getroffen haben, aus Holland. Er ist mit 9 Jahren erst nach Australien gezogen und dann mit 18 Jahren aus Australien nach Neuseeland ausgewandert. Da er hier schon so lange lebt, konnte er uns ein bisschen was über die neuseeländische Ökonomie erzählen. Besonders interessant ist hier die Nahrungsmittelindustrie. Wie wir ja schon erwähnt hatten, sind Lebensmittel wie Fleisch, Milch, Käse, Gemüse etc. hier sehr teuer. Frische Milch gibt es ja nicht wirklich. Trotz der vielen Kühe wird die Milch hier erst pulverisiert und dann wieder in Wasser aufgelöst. Das liegt anscheinend an der sehr exportorientierten Wirtschaft hier. Es ist wohl nicht sehr lohnenswert für die 4,5 Mio Menschen hier, „normale“ Milch zu produzieren, wenn man als Unternehmen sowieso 80% seiner Ware günstig in Pulverform über den Pazifik schippert. Bei den vielen Kühen, Rindern und Schafen hier sollten die Fleischpreise eigentlich auch niedrig sein. Da aber auch Fleisch stark exportiert wird, sagen sich die Unternehmen: Warum Fleisch hier günstig anbieten, wenn wir es in Europa und Amerika viel teurer verkaufen können? So zahlt man für Fleisch hier die Export-Preise und noch mehr. Wir haben von Jemandem gehört, dass Lammfleisch aus NZ in Frankreich günstiger war als das gleiche Stück hier im Supermarkt. Wirklich ein und das gleiche Stück, von der gleichen Marke. Einfach nur paradox…
Die Nacht nach dem Weihnachtsmann haben wir auf einem kleinen Campingplatz mitten im Wald verbracht. Hier sollte es viele freilebende Kiwis geben. Die Idee, diese zu sehen, hatten außer uns auch noch sehr viele andere Camper. Im Dunkeln hat der Wald nur so von Menschen gewimmelt. Alle bewaffnet mit Taschenlampe oder (professioneller) mit Rotlicht-Lampe mehr oder weniger durch den Wald schleichend. Die Tierchen sind nun mal nachtaktiv und rennen weg, wenn man ihnen direkt ins Gesicht leuchtet. Rotlicht sehen sie nicht, da sie farbenblind sind. Ein bisschen gruselig war es anfangs schon, im stockdunklen Wald zu laufen und neben sich Geraschel im Gebüsch zu hören. Ein Kiwi war wohl ganz nah an uns dran, direkt neben dem kleinen Pfad, auf dem wir standen. Da wir dort eine Weile reglos erstarrt sind, um das kleine süße Tierchen vielleicht doch zu sehen, sind auch noch ein paar andere Schaulustige stehengeblieben. So standen bestimmt acht Leute (genau wissen wir es nicht, es war ja alles schwarz und nur Stimmen zu hören) eine halbe Stunde reglos da und haben auf ein Lebenszeichen gewartet. Der Kiwi hatte aber wohl keine Lust, von so vielen Zweibeinern gesehen zu werden und hat sich im Unterholz versteckt. Warum sind die Viecher auch so scheu? So sind wir also weiter und tiefer in den Wald rein gelaufen. Immer wieder sind uns geführte Gruppen entgegen gekommen. Ja, es gibt echt Leute, die viel Geld dafür bezahlen, mit zehn anderen Leuten und Guide einen Trampelpfad entlang zu stapfen, den man auch alleine laufen kann. Die Wahrscheinlichkeit, bei zehn Taschenlampen und zehn schnaufenden und trampelnden Leuten einen Kiwi zu sehen, kann sich ja Jeder selber ausmalen. Wir haben trotz zwei Stunden Suche dann leider keinen Kiwi mehr gesehen, aber viele Kiwis gehört. Entweder hat einer neben uns geraschelt, oder ein Weibchen hat durch den ganzen Wald geschrien. Und die schreien wirklich laut! (Anmerkung Lenny: Frauen halt)
Da wir ja noch nicht genug Strände gesehen haben, lagen noch ein paar schöne auf unserem Weg. Die Strände an der Westküste bei Auckland sind alle von schwarzem Sand geprägt. Nichts mehr mit pfirsichfarben. Dafür schwarz glitzernd. Hier wird einem die vulkanische Vergangenheit Neuseelands wieder bewusst.
Am Muriwai Beach haben wir eine Kolonie von Tölpeln beobachten können. Wahnsinn, wie viele Vögel da auf einem Haufen waren! Die konnte man nicht übersehen (und auch noch überriechen!). Es war sehr interessant, den Tölpen zuzusehen, wie sie gegen den starken Wind auf den Felsen landen. Neben einigen Stränden haben wir auch noch ein paar Wälder erkundet und Kauris bestaunt.
Unser Ziel war nach zwei Wochen Reise durch die Northlands wieder Auckland. Dort konnte Lenny es kaum erwarten, den neuen James Bond im Kino zu sehen 😉 Der eigentliche Grund, warum wir wieder zurück in die Großstadt gefahren sind, war aber ein anderer und lange im Voraus geplanter. Vielleicht kennt der Ein oder Andere von Euch Ed Sheeran. Er ist der rothaarige Wuschelkopf von „Thinking out loud“ oder „I see fire“ – der Filmmusik vom Hobbit 2. Das letzte Konzert seiner 1,5-jährigen Tour hat er in Auckland gegeben. Für Franzi ist damit ein großer Traum in Erfüllung gegangen und wir haben ihn live gesehen 🙂 Was sollen wir sagen, es war einfach der HAMMER 🙂 Unbeschreiblich und Waaaaaaahnsinn 🙂 Um das Ganze noch zu toppen, war unter den Vorbands auch noch Passenger („Let her go“) – Franzi ist fast ausgeflippt 😉 Daneben spielten noch Rudimental (bekannt durch die WM-Musik 2014) und Foy Vance. Insgesamt 4,5 Stunden Stimmung in einem Stadion mit 50.000 Menschen. Überwältigend 🙂 Bei ein paar Liedern hatten 50.000 Menschen statt dem Feuerzeug wie früher, ihre Smartphone-Taschenlampe an und haben die geschwenkt. Das war schon ein Gänsehautgefühl. Am liebsten würden wir das Konzert nochmal erleben. Wir sind froh, ihn jetzt noch mal gesehen zu haben. Wie wir gehört haben macht er jetzt wohl erst einmal eine Pause vom Touring.
In Auckland hat unser Dude noch einen Satz neue Reifen bekommen, da die alten schon relativ abgefahren waren. Jetzt hört er sich nicht mehr ganz so sehr wie ein Panzer an 😉 Für uns geht die Reise jetzt weiter an der Ostküste nach Süden. Weihnachten gönnen wir uns ein Hostel – Bilder mit Weihnachtmütze im Whirpool folgen 😉
Insgesamt haben uns die Northlands sehr gut gefallen. Die Ostküste fanden wir etwas schöner als die Westküste. Hier gab es auch mehr zu sehen als im Westen. Dieser ist halt durch sehr viele Wälder bestimmt. Unsere absoluten Highlights waren die Glühwürmchen-Höhlen, das Kiwi Haus und Cape Reinga mit den Dünen.
Alles Liebe aus Neuseeland,
Lenny & Franzi 🙂