Hey ihr Lieben,

seit dem letzten Artikel ist eiiiinige Zeit vergangen, wir haben unglaubliche Naturschönheiten gesehen, wurden hinterrücks von Moskitos überfallen und durften auch die weniger schönen Dinge einer Reise erleben. Aber alles der Reihe nach 🙂

Als ihr das letzte Mal von uns gehört habt, waren wir am Mount Arthur, wo wir einen wunderschönen Ausblick auf den Kahurangi Nationalpark hatten. Danach ging es für uns weiter nach Westport an der Westküste. Die Stadt ist nicht wirklich schön. Eher zweckmäßig und industriell. So haben wir dort nur unsere Vorräte aufgefüllt und dann ging es für uns schnell weiter, an der Küste entlang nach Süden.

Eine der bekanntesten Touristen-Attraktionen der Westküste sind die „Pancake Rocks“. Riesige Felsen im Meer, die aussehen, als hätte man mehrere Pfannkuchen („Pancakes“) übereinander gestapelt. Auf dem weiteren Weg sind wir durch den kleinen Ort mit dem netten Namen Hokitika gekommen. Damit keiner den Namen der Stadt beim Strandspaziergang vergisst, haben sie ihn mit Treibholz noch einmal in den Sand gesteckt. Das berüchtigte Wetter der Westcoast hat uns schnell von Hokitika in Richtung südliche Alpen fahren lassen, um dort nicht alles im Regen sehen zu müssen. Das war schon ein tolles Gefühl, auf dem Highway zu fahren und vor uns tauchen die riesigen Berge auf. Für Franzi ein bisschen wie zuhause 🙂

In den südlichen Alpen verstecken sich zwei der bekanntesten Gletscher Neuseelands. Der Franz Josef Glacier und der Fox Glacier.

Wir konnten bis auf ein paar hundert Meter an die Gletscherzungen pilgern und die gewaltigen Eisschichten bestaunen. Was uns aber noch viel mehr die Sprache verschlagen hat, war die Entwicklung über die letzten Jahrzehnte. Auf einem Schaubild konnten wir vergleichen, bis wohin der Gletscher noch vor vielen Jahren gereicht hat und bis wohin er sich jetzt zurückgezogen hat. Der Vergleich ist wirklich erschütternd. Nur ein Bruchteil dessen, was den Gletscher ursprünglich mal ausgemacht hat, ist heute noch zu sehen. Klar wissen wir alle, dass es die globale Erderwärmung gibt, Pole und Gletscher schmelzen, Meeresspiegel steigen etc. Wenn man das Ganze dann aber mit eigenen Augen sieht und der Unterschied einfach so krass ist, kommt man schon ins Grübeln. Wir selbst tragen da ja nicht wirklich zu einer Besserung bei, so viel, wie wir bisher geflogen sind und in den nächsten Monaten noch fliegen werden. Aber einen kleinen Schritt wollen wir doch machen und werden unsere selbst gezüchteten Cherimoyas hier in Neuseeland einpflanzen, bevor wir abreisen. Das ist zwar nur ein kleines Zeichen, aber unsere Bäumchen, deren Samen wir ganz am Anfang in Neuseeland beim Wwoofen auf der Rivervalley Farm eingepflanzt haben, wachsen gut im Auto. So können wir unseren ökologischen Fußabdruck zumindest ein minimales Stückchen verkleinern. Und man muss ja auch klein anfangen, oder? 😉

Ziemlich nachdenklich ging es nach den beiden Gletschern weiter, über den Haast-Pass. Hier hat uns das schlechte Wetter eingeholt. Es hat in Strömen geregnet und der Nebel hing tief. So konnten wir die eigentlich wunderschöne Aussicht nur halb bewundern. Dass so ein Wetter auch gute Seiten hat, haben wir etwas später dann auch erfahren dürfen. Mitten auf dem Pass haben wir jedenfalls erst einmal unser Nachtlager aufgeschlagen. Dort durften wir die Nacht zusammen mit Horden von Sandfliegen verbringen. Sandfliegen sind diese abartig nervigen Tierchen, wie winzig kleine lautlose Mücken, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, Menschen zu penetrieren und ihnen das Blut auszusaugen. Mit Vorliebe gehen sie auf die Füße los, am besten genau dort, wo der Socken aufhört, damit es auch richtig schön juckt. Den Biss merkt man eigentlich sofort. Doch dann ist es schon zu spät und man könnte sich Haut und Fleisch abkratzen, so sehr juckt das Ganze. Besonders Lenny hat da Erfahrung mit. Die Tierchen begleiten uns zwar schon die ganze Zeit, jedoch ist die Westküste der Südinsel dafür bekannt, dass es dort ganz besonders schlimm ist. Sobald man irgendwo anhält, sich draußen aufhält und auch nur einen Millimeter freie Haut hat (und sei es nur das Gesicht), wird man umschwirrt. Wenigstens übertragen sie keine Krankheiten, aber auch so sind sie schon lästig genug. So konnten wir abends immer unsere Ninja-Fähigkeiten trainieren und haben innerhalb weniger Sekunden unser Auto zum Schlafen umgeräumt. Denn wenn man es schafft, die Tür vom Auto innerhalb von 1,25 Sekunden auf und wieder zuzuschlagen, kann man die Anzahl der eindringenden Sandfliegen auf 20 reduzieren. Gekocht wurde dann auch meistens IM Auto, um die Gesellschaft von Sandfliegen auf ein Minimum zu beschränken. Nichtsdestotrotz, auch sowas gehört dazu 🙂

Das Wetter sah am nächsten Tag leider auch nicht besser aus und so haben wir unseren Weg über den Haast-Pass im Regen fortgesetzt. Vorteil des Regens war, dass sich überall an den Felsen kleine Wasserfälle gebildet haben. Das sah einfach toll aus 🙂 Als wir schon fast über den Pass drüber waren, hatten wir schließlich dann doch noch Glück und zum Regen gesellten sich die ersten Sonnenstrahlen. Und was passiert, wenn Regen und Sonne aufeinander treffen? Genau, ein Regenbogen entsteht 🙂 Und was für einer! Ein riesiger Bogen, der von der einen Seite des Tals über das ganze Tal bis zur anderen Seite gereicht hat. Da waren wir dann doch froh, dass es geregnet hatte 🙂 Auch die weitere Aussicht war ein Highlight. Vorbei am Lake Hawea und Lake Wanaka sind wir in der Stadt Wanaka rausgekommen. Es war unglaublich schön, die beiden Seen bei dem Wetter zu erleben.

In Wanaka befindet sich ein ganz bekanntes Fotomotiv. Der einsame Baum Wanakas – ein standhafter Baum mitten im See. Dort kann man auch mal ein paar Minuten einfach nur sitzen und den Blick genießen 🙂 Und sich über die Asiaten amüsieren, die den Baum mit allem was geht fotografiert haben. Einer hat 20 Minuten lang von der gleichen Stelle Fotos gemacht.

Blicke genießen konnten wir auch vom Mount Iron. Nach einem anstrengenden Aufstieg hatten wir dort einen wunderbaren Blick über die ganze Stadt und Umgebung. Außer der traumhaften Umgebung hat Wanaka aber auch noch was anderes zu bieten. Das „Puzzling World“, eine Art riesengroßes Spieleparadies für Groß und Klein. Es war alles dabei, von coolen 3D-Bildern über optische Täuschungen bis zu Portraits von Albert Einstein und anderen bekannten Persönlichkeiten, deren Gesicht sich bewegt, wenn man daran vorbeiläuft. Highlight war aber ein Raum, der schief gebaut war. Ohne Fenster, damit sich das menschliche Gehirn keinen „natürlichen“ Horizont suchen kann. Wir hatten das Gefühl, in einem geraden Raum schief zu stehen. In Wirklichkeit war der Raum aber so konstruiert, dass der natürliche Horizont verschoben wurde. Der Boden war schief, man selbst aber gerade. Dazu war die Einrichtung auch noch in einem anderen Winkel, sodass ein Ball auf einer theoretisch abschüssigen Fläche nach oben rollt. Oder ein Lift bergauf zu fahren scheint. Ziemlich verwirrend. Das merkt auch das Gehirn. Einer Besucherin wurde in dem Raum so übel, dass sie sich danach erst mal auf den Boden setzen musste, als der Horizont wieder normal war.

Wanaka ist sozusagen der kleine Bruder von Queenstown, unserem nächsten Ziel. In Queenstown kann man alles machen, was den Adrenalin-Spiegel hebt und viel Geld kostet. Fallschirmspringen, Jetboot fahren, Bungee-Jumpen, Stand-up-Paddling, Kajak fahren, Wandertouren buchen, Panorama-Flüge, einfach ALLES. Wir haben uns ein bisschen gefühlt wie auf einem überdimensionalen und überteuerten Jahrmarkt. Die ganze Stadt ist ein einziger Abenteuer-Supermarkt mit chinesischen Untertiteln. Lang haben wir es dort nicht ausgehalten.

Viel mehr haben wir uns da auf Milford Sound gefreut. Der 15 km lange Fjord ist eine der Hauptattraktionen Neuseelands und UNESCO-Welterbe. Warum, sollten wir am nächsten Tag selbst sehen. Auf einer knapp zwei Stunden langen Schifffahrt durch den Fjord konnten wir überall Wasserfälle bewundern, sogar ein Gletscher erschien in den bis zu 1200m hohen Felswänden versteckt im Hintergrund. Dadurch, dass die Sonne so schön geschienen hat, gab es auch den ein oder anderen Regenbogen unter einem Wasserfall, einmal sogar einen doppelten! 🙂

Auf einem Campingplatz ganz in der Nähe von Milford Sound haben wir die Nacht verbracht. Wie schon gesagt, ist die Westküste für ihre Unmengen an Moskitos und Sandfliegen bekannt. Das können wir bestätigen! Abends kurz das Auto zum Schlafen umgeräumt, war es schon dunkel. Unsere bereits geübten Ninja-Fähigkeiten haben leider nicht ausgereicht, um die Tierchen davon abzuhalten, unser Auto als neues Zuhause zu besetzen. Innerhalb von Sekunden war das Auto voll. Kurz reingesetzt und gehorcht, klang es wie im Zoo. Alles hat gesummt. Wir waren umgeben von unzähligen Moskitos. Aber keine Moskitos, wie wir sie in Deutschland kennen. Die hier waren doppelt so groß und sahen (für Franzi) ziemlich furchteinflößend aus. Wir waren für einen Moment einfach nur entsetzt und paralysiert. Danach haben wir uns ans große Töten gemacht. Nach 30 Minuten war das Auto moskitofrei. Und nein, wir haben die nicht einzeln getötet, sondern immer mehrere auf einmal mit einem Stück Klopapier. Nach diesem krassen Massenmord mussten wir uns erst mal eine neue Rolle kaufen.

Da wir Ostern in der Zivilisation verbringen wollten (Milford Sound und entlang der 100 km langen Straße dorthin gab es weder Netzabdeckung noch Einkaufsmöglichkeiten), sind wir in die nächst größere Stadt Invercargill gefahren. Nunja, die Stadt hat ungefähr den Charm von Westport, deswegen haben wir uns dort nicht so sehr ausgetobt. Wir waren froh, einkaufen zu können und sind zu Ostern asiatisch essen gewesen 🙂

Wirklich gespannt waren wir auf Dunedin (gesprochen Danidn), eine Stadt weiter, nur 250km entfernt. Wie es uns dort gefallen hat, könnt ihr im nächsten Bericht nachlesen.

Und keine Sorge, der kommt diesmal schneller 😉

Viele liebe Grüße nach Hause,
Lenny & Franzi 🙂

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