Hey ihr Lieben,
da wir im Südpazifik selbstverständlich nicht von Kannibalen gekocht wurden, können wir euch von unserem Ausflug auf die Südpazifik-Insel Samoa berichten 🙂
Nachdem wir von Christchurch auf der Südinsel Neuseelands nach Auckland geflogen sind, ging es von dort weiter nach Samoa. Samoa besteht aus den zwei größeren Hauptinseln Upolu und Savai’i sowie mehreren kleinen unbewohnten Inseln. Die beiden Hauptinseln sind vulkanischen Ursprungs und deshalb schroff und mit dichtem Regenwald bewachsenen Hügeln. 2011 ist Samoa auf die westliche Seite der Datumsgrenze gewechselt, indem einfach ein Tag des Jahres ausgelassen wurde. Somit ist Samoa geografisch gesehen das östlichste Land der Erde. Das wiederum bedeutet, dass man hier den allerersten Sonnenuntergang des Tages sehen kann. Ende der Erdkundestunde 😛 Wer ein richtiger Crack ist, dem wird bei Samoa sofort einfallen, dass das Land einmal eine deutsche Kolonie war. Ist aber lange her.
Wir wurden vom Flughafen der Hauptstadt Apia (quasi der einzigen Stadt auf der östlichen Hauptinsel Upolu) abgeholt und freundlich mit Umarmung im Hotel empfangen. Da haben sich seit langer Zeit die Leute mal wieder gefreut, auf Deutsche zu treffen. In Neuseeland hatten deutsche Backpacker aufgrund der Masse schon fast einen schlechten Ruf. Auch alles andere war erst mal eine große Umstellung. Als wir am nächsten Tag die Stadt erkundet haben und über den Markt gelaufen sind, waren wir die einzigen Touristen weit und breit. Mal etwas ganz anderes. Da haben wir uns erst mal ein bisschen exotisch gefühlt. Überall wurden wir aber freundlich gegrüßt und immer wieder während unserer Zeit auf Samoa haben uns Menschen gefragt, was wir so machen und ob sie uns z.B. den Weg zeigen sollen oder uns irgendwo hinfahren können. Wir können ganz klar sagen, dass die Bewohner dieses Landes zusammen mit Fiji die herzlichsten, freundlichsten und hilfsbereitesten Menschen sind, die wir je getroffen haben.
Da das Land sehr christlich und religiös ist, tragen die Frauen meist einen lava-lava. In anderen Ländern heißt es Sarong oder Pareo. So einen hat sich Franzi auch gleich gekauft, schließlich wollten wir ja auch mal durch die Dörfer laufen.
Einen Geschmack auf die samoanische Kultur haben wir in einem nachgebauten Dorf in Apia bekommen. Dort durften wir lernen, wie die typisch samoanischen kunstvollen Bilder aus dünnen Baumrinden-Blättern aufwändig hergestellt werden, haben einer Begrüßungs-Zeremonie beiwohnen dürfen und samoanisches Essen auf Palmblättern serviert bekommen.
Im Museum der Stadt haben wir Einiges über die samoanische Geschichte und die Flora und Fauna des Landes gelernt. Wir waren wohl an dem Tag die einzigen Besucher, die einzelnen Räume mit den Ausstellungs-Stücken wurden nämlich extra für uns aufgeschlossen und nach uns wieder abgeschlossen. Auch daran sieht man, dass das Land noch nicht so von Touristen überfüllt ist – das ist ja auch der Grund, warum wir uns gerade Samoa als Ziel ausgesucht hatten 🙂 Nachdem wir dann innerhalb von 20 Minuten das gesamte Museum mit jeder einzelnen Info-Tafel und allen Schildern studiert hatten, wollten wir raus aus der Stadt und aufs Land, ins „richtige“ Samoa.
Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, die Insel zu erkunden. Man kann mit dem Bus von Apia aus fahren, allerdings weiß man nie, wann dieser zurückfährt oder ob er fährt. Man kann sich auch einen persönlichen Fahrer nehmen und sich mit dem Taxi umherfahren lassen und überteuerte Touristen-Preise dafür bezahlen. Wir haben uns dann doch für die individuellste Lösung entschieden und ein Auto gemietet. So kann man sein eigenes Tempo fahren und dort anhalten, wo man möchte (wie wir das aus Neuseeland auch gewohnt waren 😉 ). Erster Stopp war der Piula Cave Pool, wo wir uns vom tropischen Klima abkühlen konnten 🙂 Bei 30 Grad und über 85% Luftfeuchtigkeit sind wir schon allein vom Atmen ins Schwitzen gekommen. Die Klimaanlagen haben wir auf 27° gestellt. In Deutschland bekäme man einen Hitzeschlag beim Fahren, hier war es angenehm kühl.
Weiter ging die Fahrt auf der einzigen Straße der Insel mit Lava-Feldern und unglaublichen Ausblicken auf den wilden Urwald, in dem sich sogar erfahrene Wanderer schon verirrt haben. Auch an Wasserfällen mangelt es nicht, in einem sind wir sogar schwimmen gegangen, ein anderer war 54 Meter hoch 🙂
Was uns ganz besonders gut gefallen hat: Ein Art natürlicher Pool, in den wir 20 Meter auf einer nur mittelmäßig Vertrauen erweckenden Leiter hinabsteigen mussten. Mutige springen von oben hinunter. Jedoch war uns das zu gefährlich, da man sich mit Ebbe und Flut auskennen sollte, um genügend Wasser zu haben und keinen Genick-Bruch zu erleiden. Da sind wir dann doch lieber geklettert und haben uns im erfrischenden Wasser mit den Strömungen der Wellen treiben lassen.
Unser Highlight auf Samoa war eine Höhlen-Wanderung mit Taschenlampen einige Meter unter der Erde. In Deutschland würde so eine Höhle wohl großräumig abgesperrt werden und nur Touren mit ausführlichen Sicherheits-Einweisungen und Helmen sowie ausgebildeten Höhlen-Touren-Guides angeboten werden. Auch wir hatten Führer, die uns mit Taschenlampen den Weg über Steine, Schlamm und Geröll durch die tiefschwarze Höhle geleuchtet haben. Unsere Führer waren allerdings geschätzt zwischen acht und zwölf Jahre alt und kamen aus dem nahe gelegenen Dorf. Sie führen öfter Leute durch die Höhle und sind dementsprechend furchtlos. Gleich am Eingang saß eine ziemlich große Krabbe, in etwa so groß wie Lennys Hand. Anstatt aber zu schreien (wie es verständlicher Weise zwei aus unserer Gruppe gemacht haben), nahm das ca 10-jährige Mädchen einfach einen großen Stein und warf ihn auf das Tier. Getroffen hat sie zwar nicht, dafür hat sich die Krabbe aber verzogen und wir konnten unseren Weg fortsetzen. Am Ende der Höhle gab es ein Wasserloch, in dem wir uns abkühlen konnten. Während wir noch über spitze Steine am Boden vorsichtig Richtung Wasser geklettert sind, haben die Kinder schon im kühlen Nass getobt, sich gegenseitig geschubst und an den Ohren unter Wasser gezogen. Bilder haben wir leider keine, da wir die Kamera lieber zuhause gelassen hatten. Wir waren froh, wieder zurück ins Tageslicht zu klettern und uns einig, dass dies eins der schönsten Erlebnisse bislang war.
Unser Schlafplatz war für die Zeit auf Samoa eine „Fale“. Das sind die typisch samoanischen Häuser. Sie bestehen aus Holz und sind oft auf Stelzen gebaut, damit man direkt am Strand schlafen kann, ohne nass zu werden. Wände gibt es keine, dafür ist es sowieso zu heiß und tropisch. Nur im Falle eines Monsun-Regens oder Wind kann man Wände herunterlassen. Diese bestehen aus geflochtenen-Palmenblättern, genauso wie auch das Dach aus Natur-Materialien besteht. Auf dem Boden liegt eine dünne Matratze, darüber hängt ein Moskito-Netz, mehr braucht man nicht 😉 Morgens mit Sonnenaufgang am Strand aufwachen, Abends den Sonnenuntergang im Meer beobachten, was will man mehr. Es war wie campen am Strand. Was uns vorher aber nicht so bewusst war: Wellen können unglaublich laut sein, so laut, dass man Nachts sogar davon wach werden kann.
Nach einigen in dem Klima anstrengenden Küsten-Wanderungen und kleiner Besichtigungen sind wir mit der Fähre auf die größere, untouristischere Insel Savai’i gefahren.
Hier sind wir auch das erste mal mit einem der bunten Busse gefahren. Es war ein Abenteuer! Die Bussen werden teils so voll, dass man sich auf den Schoß von den Leuten setzt, die einen Sitzplatz haben. Auch auf Savai’i hatten wir wieder eine Strand-Fale. Hier wurden wir mit exzellentem einheimischen Essen verköstigt. Morgens, mittags und abends. Das waren wir aus Neuseeland nun überhaupt nicht gewohnt. Hin und wieder gab es auch eine Kokosnuss zu trinken 🙂 Um an den leckeren Saft zu kommen, ist aber erst ein bisschen Arbeit nötig. Mit einem spitzen Stock muss die faserige Außenhaut abgemacht werden. Lenny hat sich daran versucht, wurde aber nach einiger Zeit von einem Einheimischen abgelöst. Dieser hatte die Nuss in zehn Sekunden geschält.
Auf Savai’i haben wir ein bisschen weniger unternommen und mal etwas entspannt. Für einen Tag haben wir uns zusammen mit noch einem Pärchen ein Auto gemietet. So konnten wir die Insel erkunden, einen abenteuerlichen Baumwipfelpfad bewandern und den Regenwald von oben sehen.
Auf Samoa hat Franzi dann auch ihren Geburtstag gefeiert. Mal was ganz anderes, ohne Handy oder Internet, dafür mit Kokosnuss, Strand, Sonnenuntergang und netten neuen Bekanntschaften 🙂 In einem Supermarkt gab es sogar einen kleinen Geburtstagskuchen! Und, für Franzi ganz wichtig, Geburtstag auf einer Pazifik-Insel ohne große Blume geht nicht 🙂
Samoa war wirklich eine Reise wert. Trotz des vielen Schwitzens und einigen Moskito-Bissen wird es uns eine bleibende Erinnerung sein. Das Land war wunderschön und die Menschen unglaublich nett. Die Menschen haben vielleicht nicht so viel Geld und Besitztümer, sind jedoch reich an Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit. Für uns sind sie damit reicher als wir. Heißt denn Leben im Überfluss nicht vielleicht auch, dass Vieles überflüssig ist? Wir möchten uns von der samoanischen Lebensfreude und Zufriedenheit mit einfachsten Dingen auf jeden Fall eine Scheibe abschneiden!
Es gäbe sicher noch ganz viele Dinge, die wir euch von Samoa berichten könnten, jedoch reicht unsere Zeit nicht ganz für einen ausführlichen Artikel. Wir werden nämlich heute für zehn Tage in ein Meditationszentrum in der Nähe von Auckland gehen. Dort geben wir alles ab, Elektronik, Bücher, Stifte, selbst unsere Sprache 😉 Für zehn Tage gibt es nichts anderes als Meditation, ohne ein Wort zu sprechen. Wir sind sehr gespannt auf diese Erfahrung und werden danach berichten.
Bis dahin wünschen wir Euch alles Gute und grüßen aus der Ferne,
Lenny & Franzi 🙂