Hallo ihr Lieben,

das Beste vorweg: Wir haben ein Auto! Aber der Reihe nach 🙂

Die Zeit auf Waiheke war ja für uns als Auszeit gedacht. Wir haben die Woche auch dafür genutzt, um auf eine deutsche Gruppe zu warten, die ihr Auto verkaufen wollte, aber noch auf der Reise nach Auckland war. Der Van sah auf Bildern wirklich super aus. Extrem gemütlich und alles selbst zusammengebaut. Wir haben einige Mails hin und her geschrieben und hatten direkt nach Waiheke an einem Sonntag einen Termin zur Besichtigung. Sie meinten, dass sie um 14 Uhr in Auckland sein würden und wir uns ihren Van dann auch gleich zu der Zeit auf einem McDonalds Parkplatz ansehen könnten. Das Auto ging uns nicht mehr aus dem Kopf, wir wollten es unbedingt anschauen. Wir saßen wie auf Kohlen und wollten um 13 Uhr losfahren, sodass wir schon um halb zwei am Treffpunkt sein würden. Wir hatten schon die Schuhe an, da kam eine SMS: „Ganz großes Sorry, aber wir haben unseren Van vor zwei Minuten verkauft. Sorry fürs Warten, wer zu erst kommt malt zuerst.“ Das war für uns erst mal wie ein Schlag ins Gesicht. Wir hatten uns so gefreut, das Auto zu sehen und haben uns schon gedanklich eingerichtet. Natürlich waren wir auch sauer und fühlten uns etwas hintergangen. Die Hoffnung, endlich ein Auto zu finden, war geschrumpft. Den Tag darauf verbrachten wir damit, eine Stelle als Helfer im Haushalt oder auf einer Farm zu finden. Wir wollten so schnell wie möglich raus aus Auckland, zur Not erst mal auch ohne Auto. Wir rafften uns noch ein letztes Mal auf und klapperten erneut die schwarzen Bretter von Hostels ab, wo viele Autoangebote von anderen Backpackern aushängen. In einem der größten Backpacker-Hostels fanden wir eine Anzeige, die erst einen Tag alt war. Auf den Bildern konnte man nicht viel erkennen. Beschreibung und Kilometerstand klangen aber gut. Wir versuchten einige Male, den Besitzer anzurufen, erreichten aber stets nur die Mailbox. Auch auf unsere Mail antwortete er nicht. Wir befürchteten schon, dass der Van bereits verkauft war. Am nächsten Mittag kam ein Anruf von einer anderen Nummer. Der Van war noch zu haben, seine andere Handykarte war nur leer telefoniert. Wir machten einen Besichtigungstermin für den gleichen Tag aus. Auch im Original überzeugte uns das Auto. Nicolas, der Besitzer, ist Franzose und gelernter Schreiner. Den Umbau des Vans hat er selber vorgenommen und einige clevere Ideen umgesetzt. Der Van gefiel uns, wir wollten ihn haben. Nach einem mechanischen Check und ein bisschen Verhandeln konnten wir uns auf einen Preis einigen. In der Zwischenzeit hatten wir auch Nachricht von einer Farm bekommen, die uns als Helfer haben möchten.

So haben wir die letzten Tage in Auckland damit verbracht, unsere weitere Reise zu planen. Mit zwei Jungs aus unserem Hostel haben wir am Strand ein Barbecue gemacht. Einer der Beiden hatte eine Grillstelle gefunden, die von der Stadt für die Allgemeinheit zur Verfügung gestellt wird. Jeder, der möchte, kann sie benutzen. Man braucht nur auf einen Knopf zu drücken, um den Strom anzuschalten und schon heizt sich die Platte auf. So etwas würde in Deutschland nicht lange halten. Nach einer Woche wäre es zerstört, verdreckt oder einfach nicht mehr brauchbar. Hier wird es genutzt und so hinterlassen, wie es vorgefunden wurde, damit der Nächste sich auch daran erfreuen kann.

Einen Tag haben wir uns noch mit Luisa, die wir auf Fiji kennen gelernt haben, getroffen. Sie war nach fast vier Monaten Neuseeland drei Wochen mit ihrer Schwester Lena auf der Nordinsel unterwegs. Wir sind ein wenig durch Auckland gelaufen und haben schließlich in einer kleinen Brauerei Bier probiert und etwas gegessen. Die beiden haben uns auch noch ein paar nützliche Dinge für die Reise überlassen, die sie selbst nicht mehr brauchen. Decken, Isomatten, Sonnencreme etc. Da sie am nächsten Tag zurück nach Hause geflogen sind, konnten und wollten sie die Sachen nicht mitnehmen (wir hoffen, ihr seid gut angekommen 😉 ).

Am Sonntag hat uns Nicolas von unserem Hostel in Auckland abgeholt und wir sind gemeinsam zu einem Post-Office gefahren. Dort hat das Auto offiziell seinen Besitzer gewechselt und gehört jetzt uns 🙂 So ein Eigentümerwechsel ist hier um einiges einfacher und schneller als in Europa. Der Käufer füllt ein Formular mit den gröbsten Daten des Autos aus, gibt ein paar persönliche Daten an und unterschreibt das Ganze. Das ist nicht mal eine DIN A4 Seite. Der Verkäufer füllt ein noch kleineres Formular aus, unterschreibt und schickt das mit der Post weg. Die Umschreibung kostet 9 Dollar (ca. 5€) und schon ist die Sache erledigt.

Nach dem Umschreiben kam die erste Fahrt mit einem Auto auf der linken Straßenseite, denn wir haben Nicolas heimgefahren. Zu Beginn war es war schon etwas abenteuerlich. So ein großes Auto sind wir noch nie gefahren, dazu kommt der Linksverkehr, mit der linken Hand schalten und die Herausforderung, den richtigen Weg zum Ziel zu finden. Außerdem war der Weg zu Nicolas sehr hügelig und die Straße recht schmal. Wir beide sind schon etwas ins Schwitzen gekommen. Nicolas hat sich hinten amüsiert, er saß das erste Mal in seinem Wagen auf der Rückbank.

Nachdem wir ihn abgesetzt hatten, sind wir auch gleich weiter zur Rivervalley Farm nach Kaukapakapa (bitte zehn Mal ganz schnell hintereinander sagen 😛 ) nördlich von Auckland gefahren. Mit Lenny als Fahrer und Franzi mit Karte und Handy zum Navigieren sind wir gut und sicher angekommen (sind nur drei Mal an der Auffahrt der Farm vorbei gefahren, weil die so versteckt ist). Hier verbringen wir die nächsten Tage und bekommen für einige Stunden Arbeit am Tag Essen und Unterkunft. Diese besteht aus einer kleinen Hütte mit Kochecke und separatem Schlafbereich. Klo und Dusche sind außerhalb der Hütte, aber das kennen wir ja inzwischen auch schon 😉 Zum Duschen geht’s in Gewächshaus, was schon einmalig ist. Die Duschkabine ist oben offen und bei einem Blick nach oben sieht man die Palmen und Pflanzen. Als Willkommensgeschenk gab es selbst gebackenen Zitronenkuchen von unseren Gastgebern. Das sind Hal und seine Frau Joanne, die dieses 10 ha großes Land seit 16 Jahren besitzen. Sie bauen überwiegend Feijoas, eine Art Guave, an. Wir haben von dieser Frucht nicht nie etwas gehört. Hal meinte, dass sie wohl schwer zu exportieren sei. Sie ist empfindlich und wird auf der Reise schnell überreif. Neben den Feijoas gibt es hier auch Pflaumen, junge Feigen, Zitronen, Hühner, zwei Rinder und Bienenstöcke. Die Bienen werden für die Bestäubung der Pflaumen gebraucht.

Leider ist hier erst Winter-Ende/Sommer-Anfang, also keine Ernte-Zeit. Dafür gibt es aber allerhand Anderes zu tun. An unserem ersten Tag haben wir morgens (leider im strömenden Regen) Disteln mit einer Spitzhacke gefällt. Diese verbreiten sich sehr schnell und die Kühe fressen sie natürlich nicht. Komplett durchnässt haben wir uns nach zwei Feldern in unserer Hütte erst mal getrocknet. Danach hatten wir die Idee, Brot zu backen, so wie wir es im Kochkurs auf Fiji gelernt haben. Rausgekommen sind dann eigens kreierte Kokos-Cookies 😛 Nachmittags war der Regen dann vorbei und wir sind noch mal raus auf die Wiesen zum Disteln zerstören.

Am nächsten Tag haben wir mithilfe von Heugabeln Heuhaufen in Donut-Form um die Feijoa-Bäume geschichtet. So bleibt im Sommer die Feuchtigkeit im Boden und es wächst kein Unkraut um die Stämme. Ist schon eine recht anstrengende Arbeit, aber es macht auch Spaß. In dem Feijoa-Feld stehen auch die Bienenstöcke. War schon sehr interessant, den Tierchen zuzuschauen. An dem Tag haben wir auch das erste Mal eine Cherimoya-Frucht gegessen, die uns unsere Gastgeber geschenkt hatten. Die Früchte wachsen an einem riesigen Baum im Gewächshaus. Den Geschmack kann man nicht beschreiben, wir versuchen es trotzdem mal: Von der Konsistenz wie eine weiche Birne, etwas bananig, süß mit leichter Säure. Einfach extrem lecker und fruchtig.

Neben der Arbeit bleibt uns auch Zeit, uns um unseren Van zu kümmern. Natürlich hat der Vorbesitzer den Wagen nochmal sauber gemacht, aber wir legen nochmal selbst Hand an. Wir müssen außerdem schauen, was wir denn von den Sachen brauchen, die er uns überlassen hat. Ein Sitz hinten musste genäht werden und wir werden einige Dinge wegschmeißen, neu kaufen und bauen. Bislang besteht der Boden nur aus blankem Blech, deshalb wollen wir das Auto mit Teppich auskleiden. Das macht den Van gemütlicher und isoliert ein bisschen. Zur Werkstatt muss der Van auch noch, weil bei dem mechanischen Check ein paar Sachen auf die Liste gekommen sind, die wir erledigen sollten, um durch den nächsten TÜV zu kommen. Insgesamt ist das Auto aber gut erhalten. Obwohl es von 1988 ist, sieht es besser aus als Einiges von den Automärkten aus den 90er Jahren. Neueres ist hier sowieso eine Seltenheit, zumindest für Backpacker 😛 Für das Alter hat der Van auch wenige Kilometer runter. Nicolas hat ihn vor einem Jahr von einem Kiwi gekauft, der das Auto nur genutzt hat, um damit zur Arbeit zu fahren.

So kommt hier nun langsam Alles ins Rollen und wir bereiten uns auf das Abenteuer Neuseeland mit eigenem Van vor. Wir halten euch was Van, Arbeit und Co. angeht natürlich auf dem Laufenden 🙂

Viele liebe Grüße von der Farm,
Lenny & Franzi

 

 

 

 

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