Hey ihr Lieben,
kurz vor Silvester ging unsere Reise nach Napier, an der Ostküste der Nordinsel. Wer den Film „The Great Gatsby“ kennt – ein bisschen so sieht die Stadt aus. Sie wurde nach einem Erdbeben im Stil der 30er Jahre wieder aufgebaut. Die Häuser sind kunstvoll und interessant. Am besten haben uns aber die Straßenschilder gefallen. Auch sie sehen aus wie aus „The Great Gatsby“. Aber seht selbst 😉
Wir konnten direkt am Meer auf einem Parkplatz schlafen, der zum Campen freigegeben ist. Die Wellen, die wir dort am Strand sehen konnten, waren gewaltig. Schwimmen ist hier keine gute Idee, da würde man als Fischfutter enden.
Wie könnte es anders sein, standen auf dem Platz fast nur junge Deutsche. Eine witzige Begegnung mit einem Kiwi hatte Lenny am Morgen nach dem Aufstehen: Wir standen genau gegenüber der Toiletten. Noch etwas schlaftrunken ist Lenny eben dort hingetaps. Daneben saß ein älterer Herr mit grauem Rauschebart und Halbglatze. Er hatte es sich neben seinem Auto bequem gemacht und beobachtete das Treiben auf dem Parkplatz mit mildem Lächeln. Man wünschte sich gegenseitig einen guten Morgen. Dann fragte der Herr: „Where are you from?“ Lennys Antwort ist leicht zu erraten. Der Herr lachte daraufhin einfach nur so sehr, dass sein ganzer Bart bebte. Dann fragte er weiter: „Did you turn the lights off?“ Weil früher Morgen und auch etwas verwirrt vom Lachen, brachte Lenny nur ein „What?“ heraus. Der Herr grinste immer noch über beide Ohren und meinte: „There are so many Germans in New Zealand there should be no one left turning the lights off.“ Dann fiel bei Lenny der Groschen. Der Letzte macht das Licht aus und so. Jetzt lachten sie zu zweit. Als Lenny zurück zum Wagen ging, hörte er noch wie der Herr wieder Jemanden fragte: „Where are you from?“ Ein paar Sekunden später wehte dann sein Lachen herüber und Lenny ging grinsend über den Parkplatz.
Silvester haben wir in Taupo, im Zentrum der Nordinsel, verbracht. Die ganze Region ist Vulkangebiet. Ab und zu bricht hier auch mal einer aus. Wir habens ohne Ausbruch durch Taupo geschafft (schade eigentlich, wäre zu Silvester ein schönes Feuerwerk gewesen). Der Lake Taupo ist der größte See der Nordinsel und ein ehemaliger Vulkanschlot. Bei seiner Größe und dem, was wir über den letzten Ausbruch des Lake Taupo Vulkans erfahren haben, ist es ganz gut, dass wir damals nicht dabei waren (lieber doch kein Feuerwerk). War wohl ein ziemliches Event (aber welcher Vulkanausbruch ist das nicht?). Vom See aus hatten wir einen schönen Blick auf den Mount Ruapehu. Er ist recht hoch, sodass auf seiner Spitze noch Schnee liegt. Schon ein interessantes Bild: Am See sonnen sich die Leute und im Hintergrund ist ein schneebedeckter Berg zu sehen 🙂 Typisch Neuseeland, die landschaftlichen Kontraste sind hier sehr stark. Der Vulkan rechts daneben (Mount Ngauruhoe) ist so perfekt geformt, dass Peter Jackson ihn für den „Herr der Ringe“ als „Schicksalsberg“ ausgesucht hat. Vielleicht erkennt ihr ihn auf dem Foto ja wieder? 😉 Genau an diesem Vulkan werden wir später eine Wanderung machen.
Da Taupo immer noch ein aktives Vulkangebiet ist, gibt’s dort auch Einiges anzuschauen 🙂 So haben wir ein Vulkan-Zentrum mit vielen interessanten Informationen rund um tektonische Plattenverschiebungen, Vulkanausbrüche, Krater, unterirdische Becken und Geysire (heißes Wasser, das unter enormem Druck an die Oberfläche spritzt) erfahren. Da wir von dem Eiergeruch aus Rotorua noch nicht die Nase voll hatten, haben wir uns noch die „Craters of the Moon“ angesehen. Ein kleiner Rundweg führt hier über eine Landschaft, die ihrem Namen alle Ehre macht – lauter Krater erinnern durchaus ein bisschen an eine Mondlandschaft. Überall brodelt und dampft es und man kann direkt in die Krater reinschauen, die einst mal ausgebrochen sind oder durch Ausbrüche geformt wurden. Der Geruch war zwar nicht ganz so beißend wie in Rotorua, aber man riecht auf jeden Fall, dass die Erde dort arbeitet und unter der Erdoberfläche etwas brodelt.
Außer dampfenden und nach faulem Ei riechenden Kratern gibt es in Taupo auch noch schöne Wasserfälle. Einer davon sind die Huka Falls. Das Wasser rauscht hier mit einer Geschwindigkeit durch, dass alles nur so schäumt und sich das Wasser türkis-weiß färbt. Reinfallen wäre sicher sehr ungesund 😉
Von Taupo aus sind wir am See entlang Richtung Süden nach Turangi gefahren. Das Städtchen ist ein guter Ausgangspunkt für einige Tageswanderungen oder auch Mehr-Tages-Touren im Tongariro National Park. Da wir leider ein paar Tage hintereinander Regen hatten, haben wir die Zeit dort überbrückt und auf Sonnenschein gewartet. Unser Ziel war das „Tongariro Alpine Crossing“, eine sehr beliebte Tageswanderung. Sie führt 8-9 Stunden über Vulkanlandschaft. Gestartet sind wir früh morgens mit einer großen Schar anderer mehr oder weniger wandererprobten Menschen. Da die Strecke relativ anspruchsvoll ist und sich bis auf über 1.800 Meter schraubt, steht in jeder Info-Broschüre, man solle bitte Wanderschuhe, viel Trinkwasser und dicke Kleidung mit dabei haben. Sicherheitshalber hatten wir noch ein paar Socken im Gepäck, die als eventuelle Handschuhe empfohlen wurden. Die Wanderung sollte nicht unterschätzt werden und man sollte seine Grenzen kennen. Manche Mitwanderer schienen sich da überschätzt zu haben. Sie drehten vor der Hälfte der Strecke wieder um oder krabbelten teilweise auf allen Vieren den Hang hoch. Der Weg ging vorbei am „Schicksalsberg“ und dem Mount Tongariro, blauen und smaragdfarbenen Seen und vielen weiteren landschaftlichen Highlights 🙂 Der höchste Punkt ist der Rote Krater. Er ist auch wirklich unglaublich rot! Die Landschaft da oben war einfach spektakulär. Das Crossing war für uns ein Highlight, anstrengend herausfordernd, aber auch jede Anstrengung wert. Nach 8,5 Stunden (30 Minuten gingen für das Anstehen an den Toiletten während der Wanderung drauf – elend lange Schlangen) waren wir geschafft, aber sehr glücklich 🙂
Weiter ging unser Weg an die Westküste der Nordinsel, nach New Plymouth. Wir haben uns einen Weg ausgesucht, der streckenmäßig und laut Google Maps am kürzesten aussah. Während der Fahrt hat Lenny dann ein bisschen im Reiseführer geblättert und hat auf einer Seite Infos zu genau dem Highway gefunden, den wir uns ausgesucht hatten. Er nennt sich „Forgotten World Highway“ und fährt sich ein bisschen wie der Highway to Hell. Zumindest bei dem Wetter, das wir hatten. Es hat in Strömen geregnet. Laut Reiseführer sollte man allein für den Highway mindestens vier Stunden einplanen. Da es wieder in Serpentinenstraßen durch den Urwald, hoch und runter ging und dazu stark geregnet hat, sind wir natürlich vorsichtig gefahren und haben dementsprechend auch lange gebraucht. Immer mal wieder wurde die eh schon schmale Straße einspurig. Die eine oder andere Fahrbahnhälfte war teils einfach weggebrochen und im Abgrund verschwunden. Abenteuerlich war es auf jeden Fall und bei schönem Wetter sicher traumhaft schön, mit super Ausblicken über die Täler. So hatten wir nur leider Regen und Nebel und waren Abends froh, nach 6,5 Stunden endlich in New Plymouth angekommen zu sein.
Am nächsten Tag haben wir uns ein bisschen die Stadt angeschaut und erst mal gestaunt, als wir im Sonnenschein den Mount Taranaki/Mount Egmont über die Stadt wachen sehen konnten. Am Tag vorher war das Wetter zu schlecht, als dass man irgendwas hätte sehen können. Bei schönem Wetter sieht man den Vulkan mächtig über der Stadt. Laut einer Legende hat der Vulkan ursprünglich mit den anderen Vulkanen bei Taupo gelebt. Wegen einer Liebesgeschichte ist er dann aber nach Westen geflüchtet und versteckt sich dort aus Scham immer wieder hinter den Wolken. Eine nette Geschichte, wenn man den Vulkan dann aber sieht, scheint er sich wirklich hinter einer Wolkenschicht zu verstecken und nur ab und zu mal vorzuschauen. Auch er ist schneebedeckt, was ihn noch interessanter macht. Um ihn ganz zu besteigen, braucht man ca. 12 Stunden und dementsprechende Ausrüstung, daher haben wir uns für ein paar kleinere Wanderungen in dem Nationalpark entschieden, der den Vulkan umgibt. Auch, wenn wir dann nicht auf dem Vulkan standen, war jede Wanderung traumhaft. Von alten Bahnschienen, umgestürzten Bäumen, über moosbedeckte Wurzeln und herunterhängenden Lianen war alles dabei. Auf einer Wanderung haben wir den „Goblin-Wald“ gefunden, ein Wald wie aus dem Märchenbuch 🙂
Wir hatten Glück, genau zu der Zeit, die wir in New Plymouth verbracht haben, fand dort ein Festival statt – das „Festival of Lights“ (Lichterfest). Es findet in einem riesigen Park mitten in der Stadt statt. Der Park ist tagsüber schon wunderschön und einen Besuch wert. Abends, wenn es dunkel wird, fühlt man sich aber wie im Märchen. Jede Palme und jeder Baum ist anders beleuchtet, es hängen glitzernde und leuchtende Kugeln in den Bäumen. Ein Highlight: ein Platz, der mit Schwarzlicht beleuchtet wird und viele bunt bemalte Kugeln in den Bäumen neonfarben leuchten lässt. Auf dem Kiesweg liegen hundertausende von Kieseln, die alle unterschiedliche Farben haben und im Schwarzlicht leuchten. Der Weg ist bemalt mit bunten Vögeln, die tagsüber im Licht nicht sichtbar sind und erst unter dem Schwarzlicht zum Leben erwachen. In einem anderen Teil des Parks spielte eine Band eine bunte Hit-Mischung und unterhielt die Leute, die alle mit ihren mitgebrachten Picknickdecken und Stühlen im Gras saßen und den Abend genossen.
In New Plymouth haben wir uns schon mal nach Arbeit umgeschaut. Wir haben unser Glück in einer Privatbrauerei und auf einem Weingut versucht. Leider bietet das Weingut momentan gar keine Arbeit an. Die Brauerei braucht zwar helfende Hände, leider aber nur Woofer (also das, was wir schon auf der Rivervalley Farm gemacht haben). Man bekommt drei Mahlzeiten am Tag und sehr viel Bier. Da wir aber unser Konto mal wieder mit ein bisschen Geld füttern wollen, haben wir die Idee mit der Brauerei wieder verworfen. Verlockend war es ja schon, vor allem Lenny hätte gern täglich alle Biersorten durchprobiert. Natürlich nur, um zu testen, ob sie auch für den Verkauf geeignet und nicht eventuell schal sind 😛
Die Arbeitssuche wird auf der Südinsel weitergehen. Die Fähre ist gebucht und der Weg steht fest: Auf nach Wellington! 🙂
Liebe Grüße aus dem sonnigen Kiwi-Land,
Lenny & Franzi 🙂