Hey ihr Lieben,

inzwischen sind wir ja auf der Südinsel angekommen. Den ersten Tag haben wir gleich genutzt, um uns nach Arbeit umzuschauen. Das Gebiet Marlborough ist Weinanbaugebiet. Wenn man den Highway entlang fährt ist dies kaum zu übersehen. Ein Weingut reiht sich ans nächste. Wir haben also mehrere Weingüter abgeklappert und gefragt, ob noch Arbeiter gesucht werden. Gleich beim ersten hatten wir Glück und konnten für knapp eine Woche arbeiten. Unsere Aufgabe bestand darin, die Reihen abzulaufen, herausstehende Blätter abzureißen, Äste um die Drähte zu zwirbeln und den Weinreben mit Heckenscheren eine Form zu geben. Unserer Meinung nach müsste der Wein unbezahlbar sein, so viel Handarbeit, wie dort drinsteckt 😛 Andere Weingüter arbeiten mit elektrischen Heckenscheren oder Schneidemaschinen, das geht natürlich um einiges schneller. Ist aber langweilig, deswegen haben wir alles in Handarbeit gemacht 😉 Und das möglichst schnell. So schnell man eben an einem steilen Berg endlose Reihen von Weinreben schneiden, Blätter abzupfen und Äste ordnen kann. Wir hatten Glück und waren auf einem verhältnismäßig kleinen Weingut. Immer noch groß genug, dass wir zu zweit eine Woche gebraucht haben, das komplette Weingut zu bearbeiten. Aber noch kleiner als die Massenhaltungs-Weingüter sonst. Dort arbeiten viele Backpacker und Saisonarbeiter von den umliegenden Südsee-Inseln. Allerdings unter ganz anderen Bedingungen. Dort wird nur Mindestlohn bezahlt, jeder Schuck Wasser wird gleich als 5-Minuten-Pause notiert und wer nicht schnell genug arbeitet, wird nach zwei Stunden einfach rausgeschmissen. Wir haben immerhin ein paar Cent über Mindestlohn und ab und zu abends noch eine Flasche Wein dazu bekommen 🙂 Auf dem Weingut gabs auch Schafe, die uns bei der Arbeit zugeschaut haben. Eins war so unglaublich wollig, dass es kaum laufen konnte. Es heißt Christmas, weil es kurz vor Weihnachten geboren wurde. Es musste von den Weinbergbesitzern mit der Flasche aufgezogen werden, da seine Mutter Christmas verstoßen hat. Nun ist er total zutraulich.

Da wir jetzt nur gearbeitet haben, gibt es nicht so viel Neues zu berichten. Daher dachten wir uns, einmal ein bisschen was über unseren Alltag zu erzählen. Es sind die kleinen Dinge im Leben, die man erst vermisst, wenn man sie nicht mehr hat. So z.B. Internet. Das suchen wir uns immer in Bibliotheken, Museen oder auf öffentlichen Plätzen (Brücken). Leider ist unser Dude noch nicht so modern, dass er einen WLAN-Hotspot hat 😉 Was Strom angeht, sind wir größtenteils auch auf Bibliotheken und Co. angewiesen. Wir haben zwar einen Konverter im Auto, um Handys und sogar einen Laptop zu laden, aber das klappt auch nur bei längeren Fahrstrecken.

Was zuhause auch noch selbstverständlich ist, sind warme Duschen. Morgens führt der erste Weg ins Bad und unter eine erfrischende Dusche, aus der man wohlriechend rauskommt und in den Tag starten kann. Einige große Campervans haben integrierte Duschen und Toiletten. Unser Dude ist aber kein so großer Campervan. Daher suchen wir uns Duschen, wo es geht. Auf richtigen Campingplätzen gibt es immer sanitäre Anlagen, da ist das kein Problem. Diese kosten meist 20 Dollar pro Person und Nacht. Dafür darf man dann sein Auto auf eine Rasenfläche stellen und eine mehr oder weniger gut ausgestattete Küche und Dusche nutzen. Nebenbei kosten Duschen auf den meisten Plätzen auch noch extra. So zahlt man dann noch einmal 2 Dollar für 5 Minuten. Da ist Duschen mit Haarewaschen und für Franzi Spülung ein bisschen Stress. Daher schlafen wir oft nur auf Parkplätzen neben öffentlichen Toiletten oder auf kleinen Campingplätzen, die mit dem Nötigsten ausgestattet sind. D.h. es gibt Toiletten und manchmal noch einen Hahn, an dem man sich Wasser zum Abspülen holen kann. In der Zeit, in der wir auf dem Weingut gearbeitet haben, hatten wir sogar eine kalte Dusche dabei 🙂 Da freut man sich auch bei 15°C und Nieselregen darauf, den Schweiß und Dreck vom Arbeiten abzuwaschen. Der Vorteil von solchen spartanischen Camping- oder Parkplätzen: Sie sind meist ziemlich cool gelegen. Sei es ein paar Meter vom Strand entfernt, in einem Naturreservat oder Park direkt am Fluss. Da können wir abends beim Einschlafen einen wunderschönen Sternenhimmel durch unser Schiebedach beobachten und beim Aufwachen die Sonne im Meer aufgehen sehen. Sowas entschädigt auch jede nicht vorhandenen oder kalte Dusche 🙂 Dafür gibt’s ja auch meistens in jeder größeren Stadt Schwimmbäder, wo wir für 3-7 Dollar pro Nase duschen können. Richtig cool war unsere Duschmöglichkeit in Palmerston North. Dort sind wir in die Stadtbibliothek gegangen, wo wir für 1 Dollar pro Person 15 Minuten warm duschen konnten. Das hat schon was – ich mein, wer hat denn schon mal in einer Bibliothek geduscht? 😉 Und dann auch noch so günstig 🙂

Auch eine Waschmaschine haben wir nicht im Gepäck. So waschen wir entweder das Nötigste in einer Handwäsche, wenn wir auf einem Parkplatz eben erwähnten Wasserhahn zum Abwaschen haben. Oder wir gehen in den Waschsalon in der Stadt und waschen da. Anfangs sind wir für sowas noch auf Campingplätze gegangen, haben uns aber öfter aufgeregt, dass einmal waschen dort 4 Dollar kostet und die Wäsche hinterher nach kaltem Rauch oder was auch immer stinkt. Dazu haben die Maschinen auch nur Kaltwäsche. Effekt gleich gegen Null. Uns wollte mal jemand (ein Kiwi) erzählen, das würde die Umwelt und die Klamotten schonen. Wenn wir den ganzen Müll in den Wäldern sehen, fragen wir uns aber, wie das zusammenpasst. Wir gehen jetzt lieber in die Wäscherei. Hier haben wir die Wäsche bislang immer gutriechend und trocken wieder zurück zum Auto getragen.

Was natürlich auch zu unserem Alltag gehört, ist Essen. Morgens gibt’s meistens Porridge, einen Haferbrei, den wir mit Zimt, Sirup, Banane, Apfel und Datteln zumindest etwas schmackhaft machen. Franzi kann das schon nicht mehr sehen und freut sich jedes Mal, wenn wir irgendwo sowas wie ein Brot finden. Das gibts dann morgens mit Marmelade und Honig. Gutes Brot ist hier aber Glücksache. In den Supermärkten finden wir häufig pappiges Weißbrot oder kreidebleichen Toast. Wir haben sogar schon „Deutsches Roggenbrot“ gesehen, ein Brot, das einfach nur wie verbranntes Weißbrot aussieht. Alles nichts im Gegensatz zu den leckeren Brezen oder einem schönen Körner-Schwarzbrot zuhause (Mama, Papa, das wünschen wir uns für die Ankunft in einem halben Jahr 😉 )

Abends kochen wir dann entweder was Warmes oder machen auch mal einen leckeren Salat 🙂

Da die Neuseeländer keine Kaffee-Kultur pflegen, ist richtiger Kaffee hier recht teuer (200g gibt es nicht unter 3 Euro) und wird meist nur zu besonderen Anlässen getrunken. Daher gibt’s meistens Instant-Kaffee und nur ab und zu mal richtigen Kaffee, den wir uns im Plunger machen 🙂

Beim Campen steht uns ein Gaskocher mit zwei Gasbrennern zur Verfügung. Wir haben ein paar Standard-Rezepte, die wir immer machen. Meistens irgendein Gemüse mit Nudeln, Couscous oder Reis. Wir haben auf unserem Blog eine neue Seite erstellt, wo wir nach und nach ein paar Rezepte von uns reinbringen 😉 Unter „In den Topf geschaut“ könnt ihr euch Anregungen holen und nachkochen, was wir hier so essen. Beim Gemüse dürft ihr natürlich gern auch mehr variieren, wir haben hier halt beschränkte Möglichkeiten 😉

Leider haben wir nicht immer schönes Wetter, manchmal regnet es oder windet so stark, dass ein Gaskocher zwecklos ist. Dann müssen wir umschwenken und nutzen einen kleinen Campingkocher im Auto. Fenster auf, damit das Gas abziehen kann und warten, bis das Ein-Topf-Gericht fertig ist. Das ist auch noch was, was wir hier neu entdeckt haben: Ein-Top-Gerichte, nicht zu verwechseln mit Eintopf 😉 Um Abwasch zu sparen, da wir manchmal nur das Wasser aus unseren Trinkflaschen dabei haben, braten wir das Gemüse erst im Topf an und geben dann die Nudeln oder Couscous dazu, anstatt beides in separaten Töpfen zu machen. Geht erstaunlich gut 😉

Die Zeit, in der wir gearbeitet haben, sind wir auf einem kleinen Campingplatz mit Dusche und Wasserhahn gestanden. Die Campground-Muddi ist einfach der Hammer. Sie regelt und organisiert ihren Platz wirklich gut. Der Campingplatz ist quasi staatlich. Es gibt einige Plätze hier, die von einem Art Amt für Umweltschutz relativ günstig bereitgestellt werden. Meist sind diese dann an schönen Orten und werden von einem Angestellten gemanaged. Wir haben uns mit unserer Platz-Managerin angefreundet und sie war schon ein bisschen traurig, dass wir sie jetzt verlassen haben, um weiter nach Westen zu fahren.

Einen Tag sind wir ganz früh aufgestanden. Ganz früh heißt wirklich ganz ganz früh, also kurz nach 5 Uhr. Wir wollten den Sonnenaufgang am Meer beobachten, weil wir am Tag vorher einen schönen Platz auf ein paar Felsen am Strand entdeckt haben. Franzi hat ein bisschen wie eine müde Katze dreingeschaut und ist verschlafen zum Strand getrottet (so früh aufstehen ist nicht so ihr Ding :P), während Lenny sich schon Gedanken darüber gemacht hat, wie er am besten die Kamera positioniert und welche Belichtungszeit er wählen soll. Das frühe Aufstehen hat sich aber gelohnt. Es ist einfach unglaublich, auf Steinen im Wasser zu sitzen und zuzuschauen, wie der herannahende Tag langsam die Nacht vertreibt. Die Vögel hinter uns im Wald sind langsam aufgewacht und haben den Tag mit unterschiedlichsten Gesängen begrüßt. Der Sternenhimmel ist langsam einem helltürkisen bis orangenen Himmel gewichen. Dazu schwappten die Wellen in gleichmäßigen Zügen an den Strand und umspielten die Felsen unter uns. Als wir gemerkt haben, dass das Wasser langsam steigt und uns eventuell den Rückweg versperren könnte, haben wir uns lieber eine Bank auf einem Hügel ausgesucht. Das Spektakel ist unglaublich. Man schaut aufs Meer und sieht den Tag langsam beginnen, alles wird in Helligkeit getaucht und die Welt erwacht. Zumindest hier, zuhause in Deutschland wird es Abend und die Sonne geht gerade unter. Wir nehmen sie euch sozusagen weg 😛 Und dann kam die Sonne. So einen Sonnenaufgang haben wir noch nicht gesehen. Ein feuerroter Ball erscheint gaaanz weit am Horizont und steigt langsam aus dem Meer auf. Es sieht aus, als ob die Sonne im Meer geschlafen hätte und sich jetzt langsam aus dem Bett quält, wie Franzi eine Stunde vorher 😉

Während wir da saßen und das Spektakel bewunderten, kam ein älterer Herr mit Stock vorbei und sprach uns an. So sind die Neuseeländer, wenn sie Jemanden treffen, wird erst mal gequatscht und gefragt, wo man herkommt und was man so macht. Nach ca. 2 Minuten meinte er, er wohnt gleich da unten gegenüber unseres Campingplatzes und wenn wir weiterfahren, sollen wir doch bei ihm vorbeikommen und einen Tee mit ihm trinken. Wir dachten erst, das ist nur so dahingesagt. Da die Neuseeländer aber anders ticken, haben wir uns entschieden, ihn beim Wort zu nehmen und ihn nachmittags zu besuchen. Die Beschreibung seines Hauses war gut, wir haben ihn gleich gefunden und hatten eine unglaublich nette und witzige Begegnung. Davon schreiben wir aber im nächsten Artikel noch mehr, das lässt sich nicht in zwei Sätzen erzählen 😉

Unser nächster Schritt wird uns jetzt Richtung Westen nach Nelson führen. Dort schauen wir uns nochmal nach Arbeit um, vielleicht Früchte ernten oder auf einem Muschel-Frachter. Das war ein Tipp unserer Campingplatz-Muddi. Ist zwar ein unglaublich harter Job, soll aber gutes Geld bringen. Mal sehen, was so auf uns wartet, irgendwas finden wir auf jeden Fall und ihr werdet es erfahren 😉

 

Liebe Grüße von der Südinsel,

Lenny & Franzi 🙂

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