Hallo ihr Lieben!
Oder pura vida, wie die Ticos, die Einheimischen, hier in Costa Rica sagen würden 🙂 Pura vida ist hier nicht nur eine Begrüßung oder eine Verabschiedung (wie Moin im Norden oder Servus im Süden Deutschlands), sondern ein Lebensgefühl. Unser Abenteuer Mittelamerika begann dabei in San José, im Dunkeln und bei strömendem Regen. Auch das ist pura vida. Den Regen würden wir in nächster Zeit noch öfters haben. Für die Hauptstadt hatten wir einen vollen Tag eingeplant und, wie ihr es vielleicht schon erahnen könnt, haben wir sie auch wieder mit einer Free Walking Tour erkundet. So konnten wir ein weiteres Mal viele nützliche Infos für die Weiterreise sowie über Land und Leute mitnehmen. Vielleicht wisst ihr bereits, dass Costa Rica gerne als die „Schweiz Mittelamerikas“ bezeichnet wird. Grund dafür sind nicht nur die vergleichsweise hohen Lebenshaltungskosten, sondern auch das relativ gute Sozialsystem. Im Vergleich zu anderen Ländern Mittelamerikas gibt es hier zum Beispiel kostenlose medizinische Versorgung. Eine Mittelschicht ist ebenfalls vorhanden, gleichwohl es auch hier viel Armut gibt. Eine der Haupteinkommensquellen des Landes ist natürlich der Tourismus, wobei dieser hier besonders nachhaltig sein soll. Unterschreiben können wir, dass das Land den Tourismus ziemlich gut ausgebaut und recht stark kommerzialisiert hat – was sich manchmal an etwas über die Stränge schlagenden Preisen zeigt.

Interessant: Costa Rica ist eines der wenigen Länder der Welt, das keine eigene Armee hat. Weiterer kleiner fun fact: Die Geldscheine der Landeswährung Colones haben einen Preis für die schönsten Scheine der Welt gewonnen – zu Recht, wie wir finden. Die bunten Banknoten zieren die vielfältige Tier- und Pflanzenwelt des Landes. Eine schöne Idee, um die nationale Identität für Jeden täglich greifbar zu machen. Wer findet das Lebensmotto Costa Ricas in den Scheinen wieder? 😉 Achtet außerdem mal auf die Farben: Mischt man blau (2 Mil) mit gelb (5 Mil), erhält man grün (10 Mil). Und was ergibt 2 mal 5? Genau, 10 – genial, oder? Wie in den Nachbarländern Nicaragua und Panama kann man hierzulande übrigens nicht nur in der Lokalwährung zahlen, sondern auch mit US-Dollar. Vor allem für touristische Dienstleistungen und Eintrittsgelder wird die scheinbar stabilere Währung gerne genommen.





Weiter im Text: San José hat uns architektonisch nicht so vom Hocker gerissen. Eines der schönsten Gebäude in der Stadt und vielleicht sogar in ganz Costa Rica ist das Theater. Ansonsten gibt es wenig Kolonialstil. Da war es nur gut, dass wir gleich im Anschluss an die Karibikküste nach Puerto Viejo de Talamanca gefahren sind. Doch nicht, bevor wir mal wieder eines der auch auf Reise notwendigen Übel erledigt hatten: Waschen. Ist man unterwegs, gestaltet sich dies manchmal als nicht ganz so trivial wie zu Hause. In diesem Fall hatte unser Host eine Waschmaschine samt Trockner versprochen. Es stellte sich als Wasch-Trocken-Kombi im Flur heraus. Mit Schwerpunkt auf Waschen, nicht auf Trocknen. Der komplette Trockenvorgang hätte laut Maschine sechs Stunden gedauert, völlig absurd. Zumal wir erst um 19 Uhr mit Waschen angefangen hatten und am nächsten Morgen früh weiter fahren wollten. So entschieden wir uns, die komplette Kleidung in der Wohnung aufzuhängen und von einem Gebläse trocken pusten zu lassen. Mit relativ gutem Erfolg.
Unsere erste Begegnung mit dem costa-ricanischen Bussystem am nächsten Tag lief eher nicht planmäßig. Obwohl wir über eine halbe Stunde vor Abfahrt am Busbahnhof standen, war der Bus schon voll, den wir nehmen wollten. Unsere nicht beabsichtigte vierstündige Wartezeit auf den nächsten Bus haben wir dann im Nationalmuseum überbrückt, bevor es sechs Stunden durchs Land ging. Für mindestens zwei sind wir dabei an Bananenplantagen vorbeigefahren, die sich links und rechts der Straße erstreckten, so weit das Auge reichte. Bananen schmecken hier einfach einen Tick fruchtiger als daheim. Der Knaller sind aber die Papayas, die reif im Laden liegen und quasi im Mund in einen süßen Fruchttraum zerfallen.







Nach sechs Stunden Busfahrt und zwei Milliarden Bananen waren zumindest Lennys Beine nicht mehr zu gebrauchen und der Hintern ziemlich taub. Draußen erwartete uns wieder Regen, der hier zumindest nicht kalt ist. Ein Traum war auch unsere kleine Hütte mitten im Wald, mit allem, was ebendieser zu bieten hat. Das beinhaltete in den frühen Morgenstunden wegen lauter Schreie aus dem Schlaf gerissen zu werden und kerzengerade im Bett zu stehen. Nach einer Stunde war das Geschreie vorbei und unsere Nachbarn hatten genug Kommunikation betrieben. Es war wohl einfach ihr morgendlicher Schnack mit den Kumpels vom Wald gegenüber ála „Und wie habt ihr geschlafen? Was steht heut so bei euch an?“ Unsere Nachbarn waren nämlich ein Baum voller Brüllaffen, deren allmorgendlichen Klatsch wir von da an täglich beiwohnen durften. So ein Urwald ist auch nachts ein ganz schönes Konzert, inklusive lachender Geckos. Die sich über das Gebrüll übrigens auch stark beschwerten.






Puerto Viejo ist jedenfalls ein super entspanntes kleines Dorf, wo aus jedem Café Bob Marley erklingt. Wir haben die Zeit dort sehr genossen. Ein Ausflug zum nahe gelegenen Cahuita-Nationalpark durfte nicht fehlen, wo wir bei einer morgendlichen Tour viele kleine Äffchen, Tukane, andere bunte Vögel und fette Ameisen gesehen haben. Sogar ein Nasenbär und eine Waschbärenbande sind uns über den Weg gelaufen. Letztere war dabei deutlich neugieriger. Besonderes die Kapuzineräffchen haben ihre Scheu vor Menschen teils komplett abgelegt – leider. Sie wissen ganz genau, dass unsereins eigentlich immer mit Essen im Rucksack rumläuft und wissen ebenfalls, wie sie diesen öffnen können. Haben wir live am Strand mitverfolgen können. Ein Highlight war aber etwas anderes: Im Park hatten wir das Glück, gleich zwei Faultiere zu sehen. Während das eine seinem Namen alle Ehre machte und mit Baby auf dem Bauch tatsächlich nur abhing, war beim Kollegen mehr Action. So konnten wir immerhin beobachten, wie es seinen Baum wechselte.













Unsere nächste Station war der Tortuguero-Nationalpark, den man nur per Boot über Wasserkanäle erreichen kann. Er liegt ebenfalls an der Karibikküste und grenzt an der einen Seite ans Meer und an der anderen Seite an eine Lagune. Der Park ist von vielen kleinen und größeren natürlichen Kanälen durchzogen. Um dorthin zu gelangen, sind wir von Puerto Viejo zu einer kleinen Anlegestelle bei der Stadt Moín gefahren. Uns erwartete ein Boot mit vielleicht zwei Metern Breite und sieben Metern Länge, auf dem ungefähr 15 Leute auf super bequemen Plastikschalensitzen Platz haben. Zwei bis drei Stunden sollte die Fahrt von Moín zum Nationalpark dauern. Natürlich begann es dann kurz vor dem Ablegen wieder zu regnen. Seitenwände waren nicht vorhanden, zum Glück wurde das Gepäck in den Mittelgang gestapelt und konnte so nicht nass werden. Wir erwarteten eine ruhige und entspannte Bootsfahrt und so begann es auch. Die ersten zwei Minuten tuckerten wir langsam in den ersten Kanal, bis unser Fahrer dann den Motor aufdrehte und immer schneller wurde. Ein gewaltiges Dröhnen erklang, das Boot hob sich aus dem Wasser und wir ballerten schlussendlich mit 50 km/h durch die Kanäle. Unser Fahrer zirkelte dabei gekonnt um die Kurven, ohne wirklich langsamer zu werden. Urwald schoss links und rechts an uns vorbei. Wir sahen eine Vielzahl an Vögeln und an einer etwas breiteren Stelle ging der Fahrer vom Gas und zeigte uns die ersten Krokodile, die träge auf Steinen oder Baumstümpfen lagen. Sogar eine Truppe Rosalöffler konnten wir beobachten. Nach zwei Stunden war der Ritt vorbei und das Dorf Tortuguero kam vom Wasser aus in Sicht. Leicht taub vom Motor, aber glücklich über die wahnsinns Vegetation und die Tiervielfalt, die wir bereits auf dem Weg sehen konnten, gingen wir von Bord.




Was den Park Tortuguero so besonders macht, steckt eigentlich schon in seinem Namen. Tortuga bedeutet nämlich Schildkröte auf Spanisch. Und tatsächlich kommen jedes Jahr dutzende Schildkröten an den Strand, um ihre Eier dort abzulegen, wo sie selbst einmal geschlüpft sind. Wir waren zu einer Zeit dort, wo der Ablegevorgang bereits abgeschlossen war und man mit etwas Glück schon kleine Schildkröten sehen konnte. Am nächsten Tag wollten wir den Park auf eigene Faust erkunden. Allerdings machte uns das Internet erst einen Strich durch die Rechnung. Das ist nämlich im ganzen Dorf für ein paar Stunden ausgefallen. Wie in Kanada oder den USA muss man in Costa Rica für die Nationalparks Eintritt zahlen. Allerdings geht das für den Tortuguero nur online. Schon komisch, wenn du dann am Parkeingang stehst und dich der Ranger dort aber wieder wegschickt, weil er dir kein Ticket verkaufen kann. Später sollten wir in einem anderen Park auch nur mit Karte zahlen können. Wir haben uns gefragt, ob man hier wohl den Mitarbeitern misstraut. Nach ein paar Stunden war das Dorf wieder online, wir konnten den Eintritt online bezahlen und unsere erste kleine Tour unternehmen.




Unser Highlight im Park war eine Kanutour mit einem Guide am frühen Morgen. Dank ihm haben wir viel über den Park sowie die Tier- und Pflanzenwelt erfahren. Und vor allem haben wir die Tiere überhaupt erst gesehen, einige tarnen sich nämlich verdammt gut. Wieder an Land konnten wir bei einem Rundgang durch den Regenwald dann sogar noch eine kleine Schildkröte entdecken 🙂 Tortugero hat uns ziemlich gut gefallen. Tiere in ihrer natürlichen Umgebung zu beobachten, die man sonst als Kind vielleicht einmal im Zoo gesehen hat, ist schon etwas ganz Besonderes. Am Strand flog beispielsweise eine Gruppe grüner Aras über die Baumwipfel.













Als nächstes Ziel hatten wir den Arenal-Vulkan auf unserer Liste. Dieser gab sich allerdings alle Mühe, hinter einer dicken Nebelwand verstecken zu spielen. Trotz regenreicher Tage waren wir dennoch im Nationalpark. Es gibt halt doch kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung – die bei dem schwülen Klima dann halt nicht mehr trocken wird. So verschiebt sich das Problem aber immerhin. Ziemlich entspannt war unser Besuch eines Thermalbads. Dank vulkanischer Aktivität gibt es viele davon in der Gegend. Die Becken hatten unterschiedliche Temperaturen, von 32 bis über 40 Grad. Da ist der Regen von oben dann auch egal, wenn man im warmen Wasser sitzt 🙂








Vom Arenal sind wir mit dem Bus weiter nach Liberia gefahren. Von hier aus geht der Bus an die Grenze nach Nicaragua, unser nächstes Ziel. Die zwei Wochen Costa Rica sind auch hier wieder wie im Flug vergangen. Das Land ist wunderschön und reich an Flora und Fauna. Dadurch, dass wir am Ende der Regenzeit hier waren, war es allerdings recht nass. Der Vorteil dabei ist, dass alles in einem schönen saftigen Grün erstrahlt. Etwas seltsam ist das schon, zu wissen, dass zu Hause in Deutschland die Vorweihnachtszeit in vollem Gange ist, die ersten Plätzchen gebacken und der erste Glühwein geschlürft wird. Vielleicht erwärmen wir uns einfach mal ein Tetrapak Rotwein, fürs Gefühl. Hier glitzert es auch schon, aus manchen Shops dröhnt Weihnachtsmusik und wir haben tatsächlich schon die ersten geschmückten Weihnachtsbäume gesehen. Trotzdem bekommen wir das irgendwie nicht wirklich zusammen, bei den Temperaturen. Also – trinkt ein Gläschen Glühwein oder Punsch für uns mit und macht es euch vor dem Ofen oder mit Kuscheldecke und Plätzchen oder Christstollen gemütlich. Wir wissen, der ein oder andere hat sicher schon einen im Keller auf Vorrat 😉




Wir machen uns dann mal auf den Weg von den Ticos zu den Nachbarn, den Nicos und sind gespannt auf unseren ersten Grenzübergang zu Fuß in Mittelamerika.
Muchos saludos,
Lenny & Franzi