Panama! Hallo ihr Lieben,
wir melden uns aus vielleicht einer der schönsten deutschen Kindergeschichten von Janosch. Seit wir die Geschichte jeweils von unseren Eltern vorgelesen bekommen haben, war Panama nicht nur für den kleinen Bären ein Sehnsuchtsland, sondern versprühte auch für uns eine exotische Faszination. Ob das Land wohl wirklich nach Bananen riecht? Wer von uns der kleine Tiger und wer der kleine Bär ist, steht noch nicht fest. Die Geschichte passt aber so oder so sehr gut zu unserer eigenen Reise. Und: Einmal im Leben nach Panama, das haben wir uns hiermit erfüllt.
Unsere Anreise war dabei sogar ein wenig wie in der Geschichte von Janosch. Zwar haben uns verschiedenen Tiere nicht mangels besseren Wissens in unterschiedliche Richtungen geschickt, aber unser Trip war mindestens genauso lange. Halb Mittelamerika haben wir an zwei Tagen mit dem Bus durchquert. Von Managua, der Hauptstadt Nicaraguas, ging es zuerst eines müden Morgens zurück nach San José, Costa Rica. Die Grenze kannten wir ja bereits, nun ging es nur den umgekehrten Weg zurück. Natürlich muss die gesamte Horde Mitreisender über die Grenze, was bei uns über zwei Stunden gedauert hat. Im Gegensatz zum letzten Mal war das Chaos diesmal tatsächlich vorhanden. Was auch daran lag, dass man einfach alle Pässe ohne Kommentar eingesammelt hatte und keiner wusste, an welchem Grenzschalter man danach vorsprechen durfte. Zurück in Costa Rica haben sie unser Gepäck diesmal sogar gescannt, bloß saß halt einfach keiner vor dem Display und hat sich das Innere unserer Backpacks genauer angeschaut. Sei’s drum, nach zwölf Stunden Geschaukel waren wir schließlich am Ziel. Von San José ging der nächste Bus am kommenden Morgen weiter nach David, der nächst größeren Stadt hinter der panamaischen Grenze. Unser Grenzübertritt von Nicaragua nach Costa Rica war im Vergleich zu dem nach Panama beinahe deutsche Ordnung. Kurz vor der Grenze hielt unser Busfahrer an, brabbelte irgendetwas Unverständliches, wonach die Einheimischen im vorderen Teil alle ausstiegen. Wir Touris sind dann schulterzuckend hinterher geschlappt, zu einem unscheinbaren Gebäude, bei dem ein Fenster offen war. Die Bedeutung der Aufschrift „Salida“ kannten wir immerhin bereits. Währenddessen fuhr unser Bus einfach davon und verschwand mit unserem Gepäck die Straße runter. Ebendiese sind wir kurz darauf dann auch entlang gelaufen, weil laut Google Maps dort irgendwo Costa Rica zu Ende sein und Panama anfangen sollte. Schilder waren wieder Fehlanzeige. Wenigstens sahen wir unseren Bus nun wieder, der an einem Grenzposten stand. Nachdem uns unser Busfahrer ungehalten zu erklären versucht hatte, wo wir als Nächstes hin sollten, standen wir auch schon vor einem Grenzbeamten. Während den italienischen Mitreisenden nebenan alle mögliche Fragen gestellt wurden, genügte unserem Beamten nur unsere Unterkunftsadresse und schon war unser Pass abgestempelt. Klar, wir sehen schon ziemlich vertrauenerweckend aus, aber der Grenzübertritt erinnerte uns wieder einmal daran, dass wir auch einfach mit einem goldenen Pass gesegnet sind. 190 Länder können wir visafrei mit unserem Pass bereisen, nur Singapur (192) und Japan (193) sind noch besser.



Wieder im Bus, die ersten Meter in Panama fahrend, mussten wir über unsere erste Amtshandlung nicht lange nachdenken: Natürlich haben wir erst einmal eine Banane gegessen! Nach einer förmlich katzensprungartigen Busfahrt von 1,5 Stunden, die uns von David nach Boquete führte, waren wir nach insgesamt elf Stunden endlich am Ziel.
Boquete ist unsere Traumregion: Berge, Vulkane und jede Menge Kaffee. Hier entsteht Panamas schwarzes Gold. Zum Glück kein Öl, sondern weltbester Kaffee. Die zwei Abhängigen, die wir nun mal sind, haben wir auch gleich am nächsten Tag eine Kaffeeverkostung gemacht. Zwei verschiedene Sets Kaffees mit insgesamt sechs unterschiedlichen Sorten durften wir probieren. Darunter der vielleicht exklusivste Kaffee der Welt: Geisha-Kaffee. Er wird vor allem in Boquete angebaut. Und wer dachte, Blue Mountain Coffee oder Kopi Luwak wären teuer, hat die Rechnung im wahrsten Sinne ohne den Geisha-Kaffee gemacht. Eine der berühmtesten Plantagen in der Region hat bei ihrer Auktion 2022 für ein Pfund des Spezial-Kaffees über 6.000 Dollar erhalten. Ebendieser Kaffee wurde in einer besonders hohen und schwer zugänglichen Region geerntet und schlussendlich wurden auch nur sieben Pfund gefunden. Nicht jeder Geisha ist so schweineteuer, aber günstig ist er halt auch nie.
Umso gespannter waren wir auf den Geschmack und wir wurden nicht enttäuscht. Es war wirklich ein Erlebnis, sich durch die verschieden Sorten zu probieren, von denen jede eine ganz bestimmte Charakteristik hat. Unser Geisha-Aufguss hat sehr weich und rund geschmeckt, ziemlich fruchtig, gar nicht bitter und wir fanden, dass dieser Kaffee eher nach schwarzem Tee schmeckt. Ein kleines, erschwingliches Tütchen Kaffee mussten wir für zuhause mitnehmen. Das wird dann im nächsten Jahr zeremoniell zubereitet und wie ein guter Tropfen Wein verköstigt.


Nach unserer Probierstunde war unser Blut zu 100 Prozent mit Koffein gesättigt und wir sind leichtfüßig den nächsten Berg hinauf gestapft. Jedenfalls bis zu dem Zeitpunkt, an dem wir uns durch den Schlamm nach oben arbeiten mussten und die Wanderung in eine rutschige Slapstick-Show ausartete, bei der neben den Füßen oft auch die Hände zum Einsatz kamen. Auf dem Gipfel begrüßte uns als Entlohnung ein Regenbogen und der leicht verhangene Blick über das Tal. Wieder unten angekommen, freuten sich unsere Kleidung und wir bereits auf eine Waschmaschine.












Die karibische Inselregion „Bocas del Toro“ war unser nächstes Ziel. Genug davon, Tage im Bus zu verbringen, entschieden wir uns für einen Kleinbus, um dort hin zu fahren. Diese Shuttle halten nicht unterwegs, sondern fahren durch. Landschaftlich war die Fahrt eine wahre Augenweide. Wir blickten auf sanfte grüne Hügel, Seen und Regenwald. Oh, wie schön ist Panama at it´s best. In der Küstenstadt Almirante stiegen wir vom Bus in ein Wassertaxi um, das uns in 30 Minuten Vollgas nach Colón, zur Hauptinsel des Archipels brachte. Von dort aus bestiegen wir ein weiteres kleineres Wassertaxi zu unserer Unterkunft auf der Insel Carenero. Jedes Hotel, B&B oder Restaurant in Bocas hat einen eigenen Anlegesteg. So gelangt man mit den Wassertaxis superleicht überall hin. Einfach an den Steg stellen, Arm heben und schon biegt das nächste vorbeischießende Boot zu einem ab. Dadurch ist ganz schön was los, und wir sind froh, dass seit einigen Jahren vorgeschrieben ist, dass die Boote mit Licht fahren. Ansonsten ist es abends oder nachts nämlich sehr dunkel.





Auf Carenero haben wir wieder einmal ein Paradies gefunden. Unser B&B fühlte sich nach kurzer Zeit wie eine große WG an. Mit nur sechs weiteren Mitgästen sind wir schnell ins Gespräch gekommen. Morgens bekamen wir alle ein wahnsinns Frühstück von der Gastgeberin kredenzt, inklusive riesiger Obstschale. Wir haben die Zeit dort total genossen und zwischen Inselspaziergängen und schwimmen sind wir auch einmal tauchen gewesen. Für Lenny war es der erste Tauchgang und dementsprechend etwas aufregend. Aber der Fisch gehört ins Wasser und dank des professionellen Tauchlehrers waren alle Basics auch schnell gelernt. In zwei Tauchgängen haben wir dann die wunderschöne Unterwasserwelt bestaunen dürfen und sogar ein Wrack sowie einen kleinen Hai gesehen. Der Abschied von der Insel ist uns schwergefallen, aber da wir dort eh schon länger geblieben sind als ursprünglich geplant, war es irgendwann einfach an der Zeit, die Rucksäcke zu packen und weiterzuziehen. Natürlich nicht ohne überschwängliche Verabschiedung unserer Gastgeberin und dem Gefühl, neue Freundschaften geschlossen zu haben.























Panama City erwartete uns und wir entschieden uns für eine letzte lange Busfahrt über Nacht. Um 19 Uhr sind wir so vom Festland aus Almirante losgefahren und waren dann um halb fünf am nächsten Morgen in Panamas Hauptstadt. Komfortabel war der Ritt eher nicht. Enge Sitzabstände und die arktische Klimatisierung hatten uns danach etwas geplättet. Warum Nachtbusse in heißen Ländern immer auf gefühlte Minustemperaturen heruntergekühlt werden müssen, wird sich uns (wohl auch dem Rest der Welt) nie erschließen. Es ist schon bezeichnend, dass der Busfahrer in seiner eigenen Kabine vorne bei der Fahrt das Fenster auf hat – für die warme Luft.


Panama City empfing uns mit einem harten Kontrast. Hochhäuser, so weit das Auge reicht. So eine Skyline erwartet man in Mittelamerika eigentlich nicht. Dort war das Klima noch wärmer und schwüler als in Bocas. Selbst spät abends oder früh morgens hatten wir noch 27 Grad. Neben den Hochhäusern war das vergleichsweise moderne Bussystem eine neue Erfahrung für uns in Mittelamerika. Was nicht bedeutet, dass die Busse wahnsinnig pünktlich kommen. Doch es waren moderne Busse, die man auch bei uns so finden würde. Mit einer Chipkarte, die man an Automaten mit Geld auflädt, bezahlt man seine Fahrt im Bus und wenn man umsteigen möchte, hält man beim Aussteigen eben diese Karte einfach nochmal an das Lesegerät und hat dann 40 Minuten Zeit, in den nächsten Bus zu steigen. Ohne erneut bezahlen zu müssen. Die Fahrten waren auch extrem günstig, was uns für eine Großstadt in einem vergleichsweise teureren mittelamerikanischen Land doch überrascht hat. So haben wir für eine 30-minütige Fahrt quer durch die Stadt nur 25 Cent bezahlt. Da kann die MVV in München nicht mithalten.

















Besonders schön fanden wir die Altstadt, mit vielen verwinkelten Gassen, alten restaurierten Häusern und netten Cafés. Das alles wurde uns in einer (ihr ahnt es vielleicht bereits) Free Walking Tour näher gebracht. Auch diesmal haben wir wieder viele interessante Infos über Land und Leute bekommen. Leider auch unschönere Geschichten wie die der ehemaligen Bewohner des Altstadtviertels. Der Vorteil der Restauration ist zwar, dass das Äußere der Gebäude erhalten bleibt und damit seinen ganz eigenen Charme versprüht. Die Schattenseite der Medaille ist allerdings, dass diese Restaurationen ja auch von Investoren finanziert werden müssen. Die wiederum nicht immer nur soziale Hintergedanken, sondern ihre ganz eigenen Vorstellungen der Nutzung der Wohnungen haben und entsprechende die Mietpreise nach oben treiben. In dem Fall so weit, dass die Bevölkerung sich die Mieten nicht mehr leisten kann und gezwungen ist, die Wohnung zu räumen. Einen Betroffenen haben wir auch getroffen. Er verkauft Eis auf dem großen Platz in der Altstadt. Naheliegend, dass er sich davon keine Miete leisten kann, die selbst für europäische Preise jeden Rahmen sprengt. Ihrem Unmut lassen die Bewohner freien Lauf und haben dafür ein altes Schulgebäude in der Altstadt „besetzt“. Alte Klassenräume wurden zu Wohnraum umfunktioniert. Nur durch Pappwände getrennt, leben so circa 35 Familien mit Kindern, Omas und Opas in einem viel zu kleinen Gebäude. Offiziell genehmigt ist das nicht, es wird aber geduldet, bis eine Lösung, namens bezahlbarer Altstadtwohnraum, gefunden wird. Wir stellen uns das Altstadtviertel in eine paar Jahren ein bisschen wie Venedig vor – sehr schön für Touristen, aber für die Einheimischen unerschwinglich – Stichwort Gentrifizierung.
Harter Themenwechsel – wusstet ihr, dass der Panama-Hut eigentlich gar nicht aus Panama kommt? Tatsächlich stammt er aus Ecuador. Unter anderem kommt die Namensgebung daher, dass im 19. Jahrhundert Güter aus Südamerika nicht direkt in die USA eingeführt werden durften. Alles lief daher über Panama, für die USA schon immer ein wichtiger strategischer Hafen. Folglich trugen alle Hüte, die in die Staaten exportiert wurden, den Zollstempel von Panama und galten seitdem der Einfachheit halber als Panama-Hut. In die ganze Welt getragen wurde der Begriff nach einem Besuch von Theodore Roosevelt, der als Gastgeschenk einen Hut erhalten hatte. Er mochte diesen Hut so gerne, dass er ihn während seines Auslandstrips und selbst zurück in den USA nie absetzte. Von der Presse nach dem Hut gefragt, antwortete er „It’s a Panama Hat!“ Die Amis mal wieder… Den richtigen Panama-Hut seht ihr auf den Fotos. In dem Laden hatten sie alle möglichen Variationen von Panama- und Ecuador-Hüten. 4.000 Dollar kosten die teuersten Exemplare, die besonders fein gewoben sind und dadurch bis zu neun Monate Fertigungszeit benötigen. Wir merken immer wieder – reisen bildet 🙂



Was uns auch zum nächsten Thema bringt. Neulich haben wir die sehr schöne Frage gestellt bekommen, welche spanischen Wörter wir bislang am witzigsten finden und welche wir am häufigsten nutzen. Schließlich sind wir nun seit zwei Monaten in spanischsprachigen Ländern unterwegs. Hier also unsere Top 12 zum Lernen für daheim!
De Alemania – aus Deutschland. Gern gegebene Antwort auf eine viel gestellte Frage. Die Gegenreaktion ist meist ein „uhhh“ oder „wie schön!“
Quanto cuesta – Wie viel kostet es? Vor allem bei Taxifahrern oder auf dem Markt sehr wichtig. Nach der Antwort beginnt dann die Verhandlung.
Con tarjeta, por favor – mit Karte bitte. Beim Bezahlen im Restaurant wichtig, außer in Ecuador. Da gabs kaum Kartenlesegeräte.
Buenas – Kurzform von buenos días, buenas tardes, buenas noches. Einfach einen „guten“. Noch kürzer und lieber genommen „buena“.
Buen provecho – guten Appetit. Einen besonders schönen Gebrauch dieser Phrase haben wir in Ecuador erlebt. Jeder, der dort ein Restaurant oder Imbiss betritt, wünscht den Anwesenden an den Tischen als Begrüßung „Buen provecho“. So fühlt es sich ein bisschen an , als würde man mit Freunden im Wohnzimmer essen.
Balboa – Ist sowohl der Name eines spanischen Entdeckers, die Währung in Panama sowie ein Bier und auch ein Stadtteil. Wenn man’s genau nimmt, zahlt man mit dem Balboa nur in Münzen. Die Scheine sind nämlich gewöhnliche Dollarnoten, die Münzen hingegen landestypisch angepasst. Panameños sprechen somit ab und zu von Balboas, meinen aber Dollar.
Bocas del Toro – Nicht nur eine Inselregion, sondern auch eine witzige Bedeutung: Münder des Stieres.
Mariposa – Schmetterling. Gefällt uns einfach, weil das Wort so schön klingt, wie das Tier ist.
Carpintero – Specht. Witzig wird es hier vor allem dann, wenn man weiß, dass der „Carpenter“ auf Englisch ein Schreiner ist.
Pura vida – pures Leben. Die wortwörtliche Übersetzung wird dem Spruch aus Costa Rica nicht gerecht. Pura vida ist dort eine Lebensphilosophie (siehe unser Blogeintrag zu Costa Rica, erstes Bild).
Pulpo – Tintenfisch. Nicht nur gern gegessen, auch das Wort hört sich so an, wie das Tier aussieht.
Todo el mundo se baja del autobús! – Die ganze Welt steigt aus! Auf einer unserer vielen Busfahrten hat das ein Busfahrer bei einem Zwischenstop durch den Bus gebrüllt, um allen klarzumachen, dass die Biopause nicht nur für ihn gedacht ist, sondern alle ihren Platz zu räumen haben. Ob man will, oder nicht. Das hat zu einigen verschlafen und verwirrt schauenden Gesichtern geführt.
Wir verlassen damit Mittelamerika und begeben uns auf den letzten Abschnitt unserer Reise – in die Karibik.
Weihnachtliche Grüße,
Lenny & Franzi