Ein letztes hallo ihr Lieben,
wir sind inzwischen wieder in der Heimat angekommen – glücklich, unsere Familien und Freunde wieder in die Arme schließen zu können. Zugegebenermaßen auch ein bisschen frierend, auch wenn unser Zwischenstopp in Montreal uns schon mal einen kleinen Vorgeschmack auf die Temperaturen in Deutschland gegeben hat. Morgens noch in Guadeloupe beim reinen Existieren bei 30 Grad geschwitzt, ein paar Stunden später in Montreal bei -5 Grad und Schneebergen in den Straßen gefroren. Die letzten drei Monate hatten wir keine Temperaturen unter 25 Grad, da ist Kälte doch wieder eine neue alte Erfahrung. Aber irgendwie wars auch schön, mal wieder richtig frische und kalte Luft zu atmen. Und Montreal hat uns als Abschluss der Reise noch einen wunderschönen sonnigen Tag mit blauem Himmel geschenkt. Zum Glück hatten wir ja für alle Jahreszeiten gepackt und somit auch noch warme Jacken im Rucksack.








Aber nicht nur die waren im Gepäck. Vor allem haben wir ein riesiges Paket voller neuer Eindrücke und Erlebnisse, mit vielen Geschichten, Begegnungen und Inspirationen mitgenommen. Die letzten Monate waren für uns eines der größten Abenteuer und wir haben unglaublich viel erlebt. Wir haben die beeindruckenden Rockies in Kanada gesehen, waren am trockensten und tiefsten Punkt der USA, dem Death Valley, sind auf einen über 5.000 Meter hohen Vulkan in Ecuador geklettert, haben wunderschöne Nationalparks und Tiere gesehen, die wir vorher noch nie in freier Wildbahn gesehen haben, sind einen Vulkan auf einem Brett runtergedüst, haben mehr als einmal das Paradies gefunden und über 148 Tage hinweg unsere Rucksäcke durch insgesamt neun Länder getragen. Wir haben tolle Menschen getroffen, deren Geschichten gehört und gelernt, was andere Menschen in anderen Ländern so bewegt und beschäftigt. Wir durften in andere Kulturen eintauchen, deren Essen genießen, andere Sprachen sprechen und uns immer wieder neu orientieren und an neuen Orten zurechtfinden.



Nach der langen Zeit haben wir definitiv eine Qualifikation als Restaurant- und Unterkunftstester. Wir haben in so vielen verschiedenen Lokalen überall auf der Welt gegessen, sowohl in super-günstigen als auch in etwas besseren. Und wir denken, dass wir nun das Preis-Leistungs-Verhältnis von Restaurants ziemlich gut einschätzen können – was tatsächlich in den günstigen oft einfach besser war. Und wenn jemand von euch zufällig mal ein AirBnB oder Hotel eröffnen möchte: Wir melden uns freiwillig zum Probeliegen! 28 AirBnBs haben wir über die Monate gesehen. Von einer einsamen Hütte im Wald in Kanada, ganz für uns alleine, bis zu einem Schlafzimmer in einer gemeinsamen Wohnung als WG mit der Vermieterin mitten in der Stadt war alles dabei. Außer Airbnbs haben wir kleine Hostels gesehen und große. Privat geführte B&Bs, wo die Besitzerin oder die Mama vom Besitzer jeden Tag ein Frühstück gemacht hat. Natürlich hat die Qualität der Unterkünfte auch geschwankt. Von papierdünnen Wänden und Decken, keiner Küchenausstattung bis auf Pfannen und Geschirr, unbequemen Betten, müffeligen Badezimmern, stinkenden Handtüchern, Kakerlaken (Highlight, wenn sie aus dem Rucksack ploppen, dann möchte man ebendiesen gern verbrennen), Ameisen und Nasenbären in der Küche, Ameisenkolonien im Rucksack, handtellergroße Spinnen und Riesengeckos im Badezimmer. Aber auch Dachterrassen mit Blick über die ganze Stadt, Außenküchen, direktem Zugang zum Meer, liebevoll und mit eigenen Händen gebaute Hütten, voll funktionsfähige Wäsche-Trockner-Kombinationen (oft sind es die kleinen, sonst selbstverständlichen Dinge, die ein Highlight für jeden Backpacker sind), ein ganzes Haus für den Preis eines Zimmers, einsame Hütten in der Wüste oder im Wald, Zimmer im Regenwald, wo beim Aufwachen die Kolibris durchs Fenster grüßen und man mit Vogelgezwitscher erwacht… Wir haben (fast) alles gesehen und definitiv ein paar Orte gefunden, an die wir sehr gern zurückdenken.
Jetzt freuen wir uns aber auch wieder auf unser eigenes Zuhause, eine gut ausgestattete Küche mit scharfen Messern, das eigene Bett, ein gutes Kopfkissen, richtig frische Wäsche und Ablagefläche für unser Zeug, die die eines Rucksacks übersteigt. Auch die tägliche Dosis Sonnencreme und DEET gegen Mücken werden wir wohl eher nicht vermissen.
Wir sind durch persönliche Hochs und Tiefs gegangen, wobei die Hochs definitiv überwiegen 🙂 Und wir haben ein neues Lebensmotto verinnerlicht: Wird schon. Irgendwie löst sich jedes Problem, irgendwie geht’s immer weiter, auch wenn man vorerst mal vor unlösbaren Aufgaben steht und nicht weiß, in welche Richtung man gehen soll. Aber man ist nie allein und nur der nächste Schritt zählt. Zu viele Gedanken machen bringt eh nichts. Mit dem Bewusstsein lebt es sich definitiv entspannter und diese positive Gelassenheit wollen wir uns auch im Alltag zuhause bewahren. Bewahren wollen wir uns auch, jeden Moment zu genießen und uns immer wieder bewusst zu machen, wie gut es uns geht. Wir haben ein festes Dach über dem Kopf, isolierte Wände drumherum und einen Wasserhahn, aus dem man bedenkenlos trinken kann. Wenn wir etwas brauchen oder möchten, gehen wir zum nächsten Supermarkt und kaufen es. Und selbst wenn es dort ausverkauft ist, gehen wir einfach einen weiter. Das alles ist mehr, als sehr, sehr viele Menschen von ihrem Leben sagen können, die wir auf unserer Reise gesehen haben. Unsere Probleme und Wünsche wirken da oft belanglos, wenn man das Leben in anderen Ländern einmal kennengelernt hat.
Jetzt bleibt uns nur noch Danke zu sagen. Danke, dass ihr uns begleitet und fleißig unseren Blog gelesen hab. Danke auch für euer Feedback. Vielleicht haben wir euch mit unseren Berichten, Fotos und Gedanken ja auch ein Stückchen mit auf die Reise in ferne Länder genommen, aus dem Alltag gerissen und neugierig gemacht.
Wir bleiben auf jeden Fall neugierig und weil der Wunsch beim letzten Mal so gut geklappt hat: Wer weiß, vielleicht wird dieser Reiseblog eines Tages wieder reaktiviert und unsere Rucksäcke ein weiteres Mal gepackt. Jetzt haben wir aber erst einmal alle Hände voll zu tun – es warten viele neue Ideen und Projekte darauf, umgesetzt zu werden. Und die 35.300 geschossenen Fotos müssen aussortiert und bearbeitet werden.
Bleibt immer neugierig, gelassen und dankbar!
Liebe Grüße,
eure Weltenbummler Lenny & Franzi